Wer findet den Fehler?

 

Die Milchstrasse – Schnitt! – ein untergehender Mond – Schnitt! – die Sonne geht auf über der Schweizer Bergenwelt, wo sich Gipfel an Gipfel reiht – Schnitt! – dann das Krankenzimmer mit der unvorsichtigen Skifahrerin (typisch Frau, sie hat sich selbst überschätzt!) – Schnitt! – Nahaufnahme Sauerstoffmaske – Schnitt! – Nahaufnahme Pflegende (Master of Arts of Aid) – Schnitt! – und dann das Logo des Versichers mit dem Spruch:

 

„Nehmen Sie’s gemütlich auf der Piste!“

 

Was von Vreni Schneider mit ihrem Song „En Kafi am Pischterand“ bereits vorgespurt wurde, findet nun seinen Abschluss in dieser Kampagne des Unvallversicherers.

 

Da geht es schliesslich um Millionen. Die Suva selber beziffert auf ihrer Homepage die Schäden (Kosten) auf 303 Millionen Franken. Dafür könnte man rund 15’000 Anbügler durch die Wintersaison bringen, ohne dass sie einen Tag dafür arbeiten müssten. Dabei wird gar nicht mehr so oft angebügelt. Und weil ich bloss ein Dödel in Sachen Wirtschaft bin und keine Ahnung habe von Kosten-Nutzen Berechnungen, schon gar keinen Masterabschluss, will ich mich hier auch nicht weiter aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass man Geld sparen könnte, wenn man Wintersport an sich grundsätzlich verbieten würde – zusammen mit dem Fussball, der noch viel teuer ist für die Suva (also für uns).

 

Aber, wie gesagt, davon verstehe ich nichts, dafür die Suva umso mehr. Die haben das mit den Kosten im Griff.

 

Ich habe aus gut unterrichteten Kreisen erfahren, dass besagter Werbespot eigentlich für Chile konzipiert worden ist. Die WHO wollte endlich etwas gegen die darniederliegende Chilenische Wirtschaft unternehmen (also FÜR die Wirtschaft logischerweise). Ein Mann (es muss ein Mann gewesen sein, einer mit Masterabschluss) hatte herausgefunden, dass das Brottoinlandprodukt von Chile um satte 10% angehoben werden könnte, wenn keine Skiunfälle mehr passierten.

 

Nun, das BIP von Chile ist etwas mehr als ein Drittel von jenem der Schweiz. Es um 10% anzuheben kann doch wohl nicht so schwierig sein – sagte sich jener Uniabsolvent am Hauptsitz der WHO. Man muss wissen, der Mann war einigermassen verzweifelt. Er war noch eine halbe Hungersnot entfernt von der Entlassung und musste für sein nächstes Mitarbeitergespräch dringend ein paar Erfolge vorweisen können.

 

Also lancierte er besagten Werbespot. Chile prosperierte 2012 zwar besser als alle anderen, aber es reichte nicht. Leider. Nach dem Mitarbeitergespräch musste die WHO nicht nur den Typen mit dem Masterabschluss loswerden sondern auch den teuren Werbespot.

 

Wie gut, dass eben zur selben Zeit ein verzweifelter Schweizer Kampagnenleiter der Suva bei einem Mitarbeitergespräch die persönliche Zielsetzung für den Winter 2012/13 so formulierte:

 

„Ich werde mit einem Budget von 20 Millionen 10% an Zahlungen für Wintersportunfälle einsparen.“ (Das gibt ein sattes Plus von 10 Millionen.)

 

Nun, die Chancen stehen nicht schlecht, dass der gute Mann einen schönen Bonus für seine Kampagne einfahren wird. Schliesslich lag er allein mit der Produktion des Werbespots schon eine halbe Million unter dem Budget (den Rest wird das Wetter für ihn erledigen). Er hatte den Chilenischen Film für ein Taschengeld erstanden und alles, was er noch brauchte, war eine wunderbare Voice-over Stimme in Deutsch.

 

Der Film hat zwar einen kleinen Schönheitsfehler. Aber weil er ohnehin vor allem Frauen ansprechen soll – die sich bekannterweise durch Fehleinschätzung, Rowdytum und spontane Stürze auszeichnen – fällt das nicht weiter auf.

 

Früher oder später muss es allerdings ans Tageslicht kommen und dann, muss ich sagen, möchte ich nicht in seiner Haut stecken beim nächsten Mitarbeitergespräch, wenn er seiner Chefin erklären muss, dass Michael Steiner diesmal wegeb eines Billigimports leer ausgegangen ist.

 

Den Film gibt es hier. Aber was ist der Fehler? (Es ist nicht der Tippfehler im vorvorletzten Satz.)

 

Patrioten der Nordhalbkugel vereinigt euch!

 

Tom Zai

 

Bildquelle www.ennstalwiki.at

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.