Wenn „jeder Rappen zählt“ – und damit sind nicht etwa schwarze Gäule am Zürcher Sechseläuten gemeint -, wenn Verkäuferinnen zu menschlichen Landminen werden (denen man besser nicht auch noch auf die Füsse steht), wenn „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ zum gefühlten achthunderttausendsten Mal la-la-la-la-la-la-la-la über den Bildschirm flimmert, wenn sogar Aldi und Lidl nur noch für De-Luxe-Es-Kann-Nicht-Teuer-Genug-Sein-Man-Gönnt-Sich-Ja-Sonst-Nichts-Produkte werben, wenn die Helene-Fischer-Show schon abends um 8 auf dem Festtags-Fernsehprogramm steht, wenn jede zweite Band eine Compilation auf den Markt wirft, wenn der Nachbar um 21.30 Uhr unter Einsatz seines Lebens die letzte Lichterkette an die Dachuntersicht tackert, dann, ja dann, weisst du, was es geschlagen hat: Weihnachten! Wir nennen es ganz bescheiden: Zainachten.
Dass es dann Januar geworden ist, merkt man an folgendem: Wir buchen die Sommerferien, brechen die ersten guten Vorsätze, fragen uns, wann der Nachbar endlich die Lichterketten von der Dachuntersicht herunterholt, und wir lösen ein neues Abo im Fitnesscenter oder bei eBalance. Vielleicht verabreichen wir uns auf homöopathische Dosis reduzierte HCG-Schwangerschaftshormone, um uns bei der dreiwöchigen 500kcal-Diät das Hungergefühl zu nehmen.
Homöopathie, das nur am Rande erwähnt, Homöopathie ist ja gefährlicher, weil wirkungsvoller, je mehr ein Wirkstoff reduziert worden ist. Ein einziger Tropfen Arsen, zum Beispiel, bei der Überfahrt nach Meersburg in den Bodensee geträufelt, vom Schaukeln der Wellen durchgeschüttelt, könnte allen Anwohnern und auch den Tieren im See theoretisch das Leben kosten.
Nach Einnahme eines einzigen homöopathischen HCG-Tropfens werden allein schon beim Betreten einer Apotheke sämtliche Schwangerschaftstest entwertet! Man sollte also einige Tage zu Hause bleiben. Das empfiehlt sich ohnehin, um seinen schwangerschaftsbedingten Gefühlsschwankungen freien Lauf zu lassen. Besonders für uns Männer kann das eine völlig neue Erfahrung sein. (Ich meine: den Gefühlen freien Lauf lassen, ohne vorher ein Tor geschossen oder kassiert zu haben.)
Weil ich die Zusammenhänge verstanden habe, also die Geheimnisse der Homöopathie, verdünne ich über Weihnachten grundsätzlich gar nichts. Homöopathische Mengen an Alkohol versetzen dich schlagartig ins Saufkoma. Oder zum Beispiel 500Gramm Truthahn mit 2 dl Sauce, 200 g Erbsen, 300 g Süsskartoffeln und 250 g Reis durch exzessives Schütteln und Mischen auf D30 reduziert (also theoretisch im Volumen von 50 Erden aufgelöst!), in Form von drei Globuli, die ich mir mit dem Plastiklöffeln in den Mund schiebe, zu mir genommen, würden mir innert Minuten den Garaus machen. Potenziertes Futter. Dessen Wirkung ist absolut fatal. Wanst-Explosion à la Monty Python!
Aus all diesen Gründen (und weil eben noch nicht Januar ist) haben wir ein denkwürdiges Post-Thanksgiving-Pre-Christmas-Meal gefeiert, unter anderem auch, um die Schweizerisch-Amerikanische-Freundschaft zu pflegen. Es war dermassen lecker und bekömmlich, dass ich es nicht unterlassen kann, andere daran teilhaben zu lassen.
Besonders deutlich wird am Beispiel dieses Essens der Vorher-Nachher-Effekt. Hier die Bilder:
Frohlocket! Und wappnet euch gegen das schlechte Gewissen, das euch im Januar gnadenlos verabreicht wird!