Ich habe noch nie jemanden getroffen, der öffentliche Bedürfnisstätten, sei es auf Raststätten, in Restaurants oder am Bahnhof, mag. Die meisten finden sie grauslich und nutzen sie nur, wenn es unbedingt sein muss und sind im doppelten Sinn erleichtert, wenn sie wieder draussen sind.
Die Wahl der richtigen Kabine ist bereits entscheidend. Doch wirklich wichtig ist eine möglichst kurze Aufenthaltsdauer in den Toiletten. Denn diese Räume sind kontaminiert, mit Geruchsmolekülen sowie mit allerhand ekligen Keimen.
Deswegen ist ja auch Händewaschen oberstes Gebot. Wie gesagt, ein kurzer Aufenthalt ist anzustreben, im Fall der Superschnell-Turbo-Handtrockner allerdings mit einem Bumerangeffekt behaftet.
Ich habe diesen Hochleistungs-Gebläsen, die Hände angeblich ökologischer trocknen als das gute alte Handtuch, nie getraut.
Allein die Hände in die Schlitze zu stecken, braucht unendliche Überwindung. Sie erinnern mich an einen Drachenmund, der zuschnappen wird. Und dann der Luftstrahl! Was sage ich? Der gebündelte Sturm, der meine zwar schon in die Jahre gekommene aber immer noch straffe Haut aussehen lässt, wie jene vom Ötzi.
Jederzeit rechne ich damit, dass mir beide Hände abgerissen werden – oder zumindest der Ehering eingesaugt wird. Bestimmt gibt es im unteren Teil ein Fach, das dann aufgeht und ihn verschluckt.
Selbst nachlässig gewaschene Hände sind nach dem Trockenvorgang keimfrei. Warum? Weil es im Tropensturm sämtliche Keime von der Haut gerissen und in der WC-Anlage verteilt hat.
So betrachtet, müsste man eigentlich froh sein, dass die meisten nachlässigen Menschen ihre Hände nach dem Gang aufs WC überhaupt nicht waschen. Wäre da nicht ein letztes Hindernis beim Verlassen des Klos: die Tür.
Wo fassen Schuddelmenschen eine Tür an? Na klar, voll rein mit der Rechten in die Türfalle. (Die meisten Türfallen sind ja für Rechtshänder gebaut – und natürlich auch für Rechtshänderinnen!) Ich habe mehrere Strategien, um ein öffentliches WC möglichst so zu verlassen, dass meine Hand nicht gleich wieder verdreckt wird.
Im Idealfall ist das WC so gut frequentiert, dass mir jemand von aussen die Tür öffnet. Dann also Fuss rein und ab! Im weniger günstigen Fall schliesst die Tür wenigstens nicht so, dass sie ins Schloss fällt. Dann nehme ich meine Linke und fasse die Tür möglichst weit oben seitlich und ziehe sie auf. Ganz schlecht ist ein einsames Klo, mit einer satt schliessenden Tür. Dann wünscht man sich die guten alten Papiertüchlein herbei, mit denen man die Klinke geschützt anfassen könnte. Wenn das aus Ökonomie- und Ökologiegründen nicht geht, hilft nur die flache Hand innen ganz aussen bei der Klinke so anlegen, dass ein winziger Punkt Kontakt herstellt. Drücken, ziehen und weg!
Eine echte Alternative – müsste man das Tool nicht immer bei sich tragen – wäre der Mobido, der „Mobile Door Opener“, die Entwicklung eines gewissen Remo Furrer, siehe hier auf 20 Minuten.
Nur noch grauslicher als die Tür ist vermutlich der Boden des WC-Bereichs. Wenn ich praktisch direkt von den versifften Kacheln im Raststätten-Klo ins Auto wechseln muss, bekomme ich die Panik. Ich habe schon versucht, meinen Fuss in den Turbolüfter zu bekommen, um die Keime wegzupusten. Leider bin ich dafür nicht gelenkig und auch nicht zierlich genug.
Es gibt Spötter, die behaupten, ich wäre noch nicht mal ansatzweise zierlich. Vermutlich haben sie recht.
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