Wer hat die Schlussfeier der Olympiade in London auf dem Kanal des Schweizer Fernsehens verfolgt? Erinnert ihr euch, dass die ganze Schlusssequenz beim Löschen des Feuers wegfiel, um über irgendwelchen Vereinsfussball zu berichten? (Hinterkickingen vs. Oberfoulen) Man war gezwungen auf den Deutschen Sender zu wechseln. Das Fernsehen begründete den Fauxpas mit Missverständnissen zwischen den Moderatoren und den Leuten im Studio.
Nun finden die Paralympics in London statt. Wer hat die fantastische Eröffnungsfeier gesehen? Verpasst? Kein Problem! Auf Youtube gibt es einen Channel, wo man sich das in Ruhe anschauen kann. Ich habe die bewegende Show auf der ARD verfolgt – live! Einfach fantastisch!
Es kann kein Zufall sein, dass Natur- und Geisteswissenschaften ins Zentrum der Feier gestellt worden sind. Da, wo der Oberflächlichkeitswahn unserer Gesellschaft ausgehebelt wird – nämlich bei Leuten mit einer Behinderung – darf der Geist ins Zentrum gestellt werden. Und so ist es die Computerstimme von Stephen Hawnking, die als erste zur Welt spricht: „Ever since the dawn of civilisation, people have craved an understanding of the underlying order of the world. Why it is as it is and why it exists at all…“ *)
Wenn man auf den Kanälen des Schweizer Fernsehens etwas zum Thema Paralympics finden möchte, muss man ziemlich lange suchen. So wundert es nicht, dass die Seite von Swiss Paralympics nur die Sendezeiten von ARD und ZDF auflistet.
Wenn man wirklich lange sucht, findet man auf SF2, am 9. September 2012 einen sage und schreibe 35-minütigen Rückblick – die Highlights. Vielleicht habe ich ja zu wenig sorgfältig recherchiert und es finden sich weiter Sendungen. Wer weiss?
Wer nicht auf Deutsche Kommentare angewiesen ist, findet bei http://paralympic.org/ Livestreams. Möchte man Fullscreen und ein gutes Auswahlmenü kann man zu dieser Seite wechseln.
Auf sportschau.de/paralympics fände man auch viel Videomaterial. In der Schweiz kann es „aus rechtlichen Gründen“ aber leider nicht geschaut werden.
Fazit:
Der Behindertensport gewinnt an wohlverdienter Beachtung. Da wird Spitzensport auf höchstem Niveau betrieben. „Meet the Superhumans“ heisst ein Motto der Spiele. Schön, dass die Deutschen öffentlichen Sender die Bedeutung der Spiele erkannt haben und den Sportlerinnen und Sportlern mit 65 Stunden Sendezeit Respekt zollen.
Das Schweizer Fernsehen hat, wie Anfangs erwähnt, etwas missverstanden. Ich meine, ich habe wirklich nichts gegen stundenlange Live-Übertragungen vom Hornussen, wo alle paar Minuten jemand den „Nuoss“ weghaut und die Leute im „Ries“ dann gestaffelt „wiit äne!“ rufen. Das ist Folklore und Kulturgut und wenn man davon genug gesehen hat, kann man um- oder abschalten. Immerhin sind die Leute vor allem aus Leidenschaft und Herzblut dabei und ich rechne es dem Sender hoch an, dass Sportlern ohne finanzielle Interessen so viel Sendezeit gewidmet wird. Es wäre zu begrüssen, wenn das Konzept auf den Behindertensport übertragen würde. Im Moment wird dieser ungefähr gleich stiefmütterlich behandelt wie Frauenfussball. A propos Fussball … Ach lassen wir das! Steht ja schon am Anfang dieses Blogs.
*) Seit dem Anbeginn der Zivilisation, haben sich die Leute danach verzehrt, die der Welt zugrundeliegende Ordnung zu verstehen. Warum sie so ist, wie sie ist und weshalb sie überhaupt existiert …