Nationalratswahl 2015
Auch in Walenstadt finden Wahlen statt.
Daumenkino …
war gestern. Heute gibt es Wahl-Plakatfilme am Strassenrand. 16 Plakate pro Sekunde, also auf 22 Metern in der 80er-Zone, ergeben einen Film.
Unsere Politiker: Der Film
Freundliche Menschen blicken mit einem zuversichtlichen Lächeln im Gesicht in die Zukunft. Immer, wenn ich deprimiert bin, also nach dem Inlandteil der Tageszeitung, setze ich mich ins Auto. 10 Minuten später geht es mir wieder gut.
Die Alternative
Wenn meine Frau – und neuerdings auch mein Sohn – das Auto für sich beanspruchen, brauche ich eine Alternative. Ich habe es mit Jogging versucht, doch ich bin zu langsam. Auf 2 Metern haben 16 Plakate keinen Platz.
So gehe ich auf die Seite von politnetz, auf der die aktiven Politiker angezeigt werden, und scrolle mit maximaler Mausrädchendrehzahl durch die Seite. Probieren Sie’s auch aus! Trinken Sie dazu einen Baldriantee – geerntet von glücklich singenden Erntehelferinnen aus einem biozertifizierten Land! Das Gefühl von Geborgenheit stellt sich nach wenigen Minuten ein.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Leider habe ich mich in einem dieser Glückseligkeitszustände dazu verleiten lassen, alle Nationalratslisten gleichzeitig ins Stimmcouvert zu legen. Ich konnte mich einfach nicht dazu zwingen, jemanden von der Wahl auszuschliessen. Die briefliche Stimmabgabe habe ich gleich zur Post gebracht. Leider. Ungültig. Zu spät fällt mir ein, dass ich einfach hätte losen können.
Nach dem Wahlherbst
Richtig Sorgen mache ich mir eigentlich für nach dem Wahlsonntag. Dann werden bestimmt bald die Wahlplakate abgebaut. Wenn ich Schwein habe, gibt es für den Ständerat einen zweiten Wahlgang. Aber danach? Öde Strassenränder bis zu den Kantonsratswahlen. Wie soll ich dieses Jahr überstehen? Mein Zeigefinger ist vom Drehen am Mausrad schon ganz aufgescheuert. Eine Sehnenscheidenentzündung ist nur eine Frage der Zeit.
Kassenpflichtige Lektüre
Vielleicht sollte ich aufhören, die Zeitung zu lesen. Oder noch besser: ich sollte mir einen Ordner mit den Leserbriefspalten der letzten Wochen anlegen. Immer dann, wenn mich die Realität einholt und in eine Depression stürzt, nehme ich den Ordner zur Hand und lese die Wahlempfehlungen. Danach wird es mir bestimmt etwas besser gehen.
Das wäre mal eine Idee für ein lebensbejahendes Buch: Wahlempfehlungen von Partei- und sonstigen Freunden. Womöglich könnte man das sogar über die Krankenkasse beziehen. Ich würde mich jedenfalls für psychiatrische Feldtests zur Verfügung stellen.
Bildcredits: By Tomberli [CC0], via Wikimedia Commons