Vielversprechend

Im April schrieb ich einen Blog zum Reiseprospekt von Vögele Reisen. Ich zitierte (genüsslich) die verschiedenen Stilblüten im Katalog, die in immer neuen Varianten die Deutsch sprechende Reiseleitung anpriesen.

Letzte Woche meldet sich der Geschäftsführer von Vögele Reisen per E-Mail bei mir. Bevor ich seine Nachricht mit Bezug zum Blogbeitrag lese, ziehen Horror-Szenarien an meinem geistigen Auge vorbei: Es wird um Rufmord, Geschäftsschädigung und Urheberrechte an Text und Logo gehen. „Mann, jetzt sitzt du echt in der Tinte! Wieso hast du nicht den Schnabel, beziehungsweise die Krallen gehalten?“

Wie habe ich mich getäuscht!

Pascal Wieser, der Geschäftsführer von Vögele Reisen, nimmt humorvoll und sympathisch Stellung zu meinem Beitrag. Auch in Zukunft seien keine Sprachreisen geplant, meint er mit einem Augenzwinkern (das ich zwar nicht sehen kann – logo! – aber mir dennoch vorstelle), ihr Kerngeschäft sei ein anderes und es befinde sich in einem schwierigen Umfeld, einem umkämpften Markt. Pascal Wieser bedankt sich für den Anstoss und will sogar ein Lektorat für die Reisekataloge einführen.

Spieglein, Spieglein

Und dann hält er mir selber den Spiegel vor. Ich habe nämlich einmal falsch zitiert und ausserdem das Uralt-Logo von Vögele Reisen verwendet, das schon längst nicht mehr aktuell ist. Das fuchst mich natürlich gewaltig. Wenn du mit erhobenem Zeigefinger selber Fehler machst, ist das in etwa dasselbe, wie wenn ein Gockel versucht, Eier zu legen (oder ein Fifa-Putzemann von Bescheidenheit spricht – mehr dazu im Kinderlied zur FuBaWeMeiScha).

Blind für die eigenen Fehler

Was du selber schreibst, ist für dich naturgemäss derart schlüssig und klar, dass du teilweise vollkommen blind für die augenscheinlichsten Fehler bist. Dabei können lustige bis peinliche Dinge rauskommen. Es geht um den Balken im eigenen Auge (für Bibelfans: Matthäus 7.3).

Knochenarbeit und Leidenschaft

Etwas mit ein paar wenigen Sätzen auf den Punkt bringen, ist Knochenarbeit. Diese leisten zu wollen hat mit Leidenschaft und Hingabe zum Detail, manchmal sogar Herzblut, zu tun. Aus dem „Briefwechsel“ mit Pascal Wieser spüre ich heraus, dass er mit dieser Haltung an die Dinge herangeht.

Vielversprechend

Die Reisebranche verkauft „Erlebnisse“ und in diesem Sinne auch Erinnerungen. Ich merke, dass es mehr Überschneidungspunkte zu meiner Tätigkeit gibt, als ich bisher wahrgenommen habe. Verkaufe ich doch praktisch dasselbe: Kopfkino. Kämpfe ich doch mit derselben Materie, es zu transportieren: der Sprache. Dass Pascale Wieser meinen bescheidenen Blog so ernst nimmt, dass er gleich selber in die Tasten greift, freut mich sehr. Der Kontakt mit dem Menschen hinter dem Prospekt ist darüber hinaus eine sehr nette und für mich bedeutungsvolle Erfahrung, die aus einem viel-ver-sprechend-en einen vielversprechenden Reiseanbieter macht.

Hier nun das aktuelle Logo, vom Chef persönlich autorisiert:

Voegele Reisen

 

Übrigens

Ich habe immer schon gesagt, wenn ich mich je tätowieren lasse, dann auf dem Unterarm mit folgendem Wort: SCHREIFEHLER

 

 

 

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.