Viele Köche

 

Bundesarchiv Bild 183-U0315-0104, Leipzig, sowjetische Köche des Interhotels

Manchmal komme ich nicht darum herum. Ich denke übers Leben nach. Ja übers Leben. Und dann fallen mir lebensweise Sprüche ein. Wie zum Beispiel: Viele Köche verderben den Brei. Allgemeingut. Unreflektiertes Nachplappern macht diesen Satz allerdings nicht besser.

Wer mag schon Brei?, frage ich. Haben Sie sich das mal gefragt? Haferbrei, zum Beispiel. Oder Griessbrei. Den mögen doch nur ethnische Minderheiten oder Leute, die in ihrer Kindheit so knapp gehalten wurden, dass sie „Chappi“ für eine Delikatesse halten. Den kann man also getrost verderben, den Brei. Weil kein Esszwang mehr, wenn Brei verdorben. Also wegschmeissen und was anderes kochen (lassen – von den vielen Köchen).

Dann wäre da noch die Sache mit dem Einheitsbrei, die immergleiche Pampe vom immergleichen Koch gemäss dem Buchstaben des Kochrezeptes hergestellt. Noch ein Brei, den man nicht mag. Na gut, das Publikum von Castingshows mag ihn vielleicht. Und die Hörerinnen und Hörer von Radio FM1. Und Leute, die an Weihnachtsmärkte gehen. Und solche, die an Konzerten beim zweiten Takt mitklatschen, bevor sie zu schunkeln anfangen. Und Liker von Katzenbildchen. Und Anzugsträger. Und Kinder, die jedes Mal das Happy Meal bestellen. Und Leute in weissen Hotellatschen. Und jene, die immer mittwochs Champions League schauen und sonntags nach dem Tatort ein Nümmerchen schieben. Aber alle anderen mögen den Einheitsbrei nicht. Deswegen wären viele Köche schon mal nicht schlecht. Ein wenig Experimenttierfreudigkeit auf dem Hintergrund einer gesunden, sportlichen Konkurrenzsituation.

Zu Bedenken gibt es ausserdem die Arbeitsplatzsicherheit der Köche. Wie immer, wenn man gegen etwas ist – und dieses Sprichwort ist garantiert eins aus dem klassisch-konservativ-rechtspolitischen Umfeld –, kostet das Arbeitsplätze. Weniger Köche in diesem Fall. Und als einem, dem gewerkschaftliche Anliegen meistens piepegal sind und auch nicht dem klassisch-alternativ-linkspolitschen Umfeld zugehört, gehen mir die Einzelschicksale der Köche doch an die Nieren.

Leider bin ich nun mit meinem Latein und auch mit meinem Deutsch am Ende. Ein schlauer Schluss, diesen Blog abzurunden, will mir einfach nicht einfallen. Ich könnte natürlich meine Frau oder auch noch meinen Sohn fragen. Oder gar eine Forumsdiskussion starten. Aber ich mag das einfach nicht, wenn andere Leute in meinen Artikeln rumfuhrwerken.

ENDE

 

Bildcredits: Bundesarchiv, Bild 183-U0315-0104 / Raphael (verehel. Grubitzsch), Waltraud / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

 

 

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.