Dies ist mein hundertundeinter satirische Blogbeitrag.
Yeah, ich habe die ersten Hundert geschafft! – Mist, ich bin noch so weit weg von den Tausend!
Darum stelle ich heute die Frage:
Beeinflusst VOX unser Wohlbefinden und was hat das mit Verhärmung zu tun?
Ich muss gestehen, mein Wohlbefinden ist kaum direkt von VOX abhängig. Ich sehe selten fern und falls, eher keine Rating-Show auf VOX. Nichtsdestotrotz bekomme ich das Konzept der Sendungen mit.
Um die Frage für mich zu beantworten: Ich glaube, Vox beeinflusst unser Wohlbefinden vermutlich nicht so massgeblich, wie man aufgrund des Untertitels erahnen könnte. ABER! VOX, am Puls des Lebens, am Puls der Zeit, am „Puls“ … (Oh!, das ist eine Sendung auf SRF!) hat so etwas wie Symptomfunktion. Ursachenforschung wäre angesagt. Ist mir „Wurscht“. Symptome sind so viel spannender.
Aber mal im Ernst: Verhärmung, was ist das? Und wo ist der Zusammenhang zum Fernsehen?
Die Symptome
Ein 49-jähriger Hotelier-Kollege, Teilnehmer der Sendung „Mein himmlisches Hotel“, steht im Konkurrenzbetrieb fassungslos vor einem RIESENFRÜHSTÜCKSBUFFET mit allem Drum und Dran, also einer Auswahl, die es durchaus in die Nationalmannschaft unter den Frühstücksbuffets schaffte und auch bestimmt zwei mal elf Leute satt machen würde. Jedoch, Schande aber auch (!): die Eier sind verkocht (alternativ sind sie auch mal zu flüssig).
Eine 55-Jährige rutscht auf ihren ansonsten schmerzenden Knien durchs Badezimmer, das von der Fussbodenheizung bis hin zur Das-Ist-Wie-Im-Urwald-Original-Regentropf-Dusche alles bietet, kann nichts bemängeln, steht ächzend auf und wird dann (ENDLICH!) fündig. Triumphierend zieht sie ihre blosse Hand aus dem WC-Spülkasten und präsentiert die unglaublichen Funde unter dem Fingernagel ihres rechten Zeigefingers.
Eine 18-jährige STUDENTIN lässt sich für „Mieten-Kaufen-Wohnen“ in einer Deutschen Metropole eine Neubauwohnung für schlappe 1800 Euro pro Monat (kalt) zeigen und verblüfft selbst hartgesottene Makler-Profis wie Claudia Gülzow und Co. indem sie schnippisch feststellt: „Dieser Echtholz-Parkett gefällt mir, aber er ist in die falsche Richtung verlegt. Könnte man den eventuell um 90 Grad drehen?“
Fehlt noch die „Shopping Queen“. Ihre neuen „Freundinnen“, früher sagte man Konkurrentinnen dazu, streifen gerade durch ihre Schränke – also einem veritablen Second-Hand-Laden – und lästern gnadenlos ab. Indessen irrt die Kandidatin durch irgendeine absatzfeindliche Innenstadt mit Kofpsteinpflaster (gemeint ist DER Absatz, nicht der Absatz!), um einen Herbstschuh für unter 250 Euro zu finden. Eine Zumutung! Das Schlimmste aber, die Handtasche will so gar nicht zu den Ohrringen passen. („Ach, Gott!“)
Das Ranking
Alle Sendungen haben etwas Gemeinsames: das Ranking – bei „Mieten-Kaufen-Wohnen“ vielleicht nicht so offensichtlich wie bei den anderen Formaten. Da gilt Alles-Oder-Nichts, also Kaufabschluss oder „Ausser Spesen nichts gewesen“ und zu gewinnen gibt’s eigentlich auch nichts.
Ansonsten aber geht es gnadenlos um Abzüge. Ein Haar im Bad putzt mindestens zwei Punkte (von zehn) weg. Ein Herbstschuh, den man auch im Frühling tragen kann, kostet mindestens so viele Punkte.
Und so geht das weiter. Die Kanidatinnen und Kandidaten können kaum an sich halten, bevor sie Punkte abbauen dürfen. Sie down-graden das Hotel ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter mit Lust auf das Niveau einer Absteige, beziehungsweise ihr Outfit auf den Schmuddellook einer Gammlerin (immerhin für 500 Euro angezogen und gestylt).
Die Verhärmung unserer Gesellschaft
Dieses Wort – „Verhärmung“ – gibt es nicht im Duden. Aber ich habe, verdammt noch mal, ein Recht darauf, es da zu finden. Wo kommen wir denn da hin, wenn man nicht mal so einfache Wörter wie „Verhärmung“ auflistet? Was kann denn so schwer sein, das Substantiv von „verhärmt“ in einer Liste zu führen, wo man doch schon mal dabei ist, Wörter zu listen. Hä?!
Zu „verhärmt“ gibt es noch nicht mal ein Verb! So weit ist es schon gekommen.
Und wer bezahlt das alles?
Ich jedenfalls nicht.
Dafür ziehe ich dem Duden zwei von zehn Punkten ab. Selbst wenn das nur 0.0007 Prozent der aufgelisteten Wörter ausmacht. Das ist mir echt egal. Die anderen habe ich NICHT bestellt. Die kannte ich schon. Ich hätte heute „Verhärmung“ gewollt und habe es nicht bekommen. Mistiger Duden aber auch! So macht Rechtschreibung echt keinen Spass mehr!
Nichts macht mehr Spass, wenn man schon alles hat
Und genau deswegen macht es so Freude, über andere herzufallen, zu nörgeln, zu bemängeln, zu jammern – über eine falsche Nagellackfarbe, einen zu kleinen Spültrog, eine billig wirkende Tasche, die zu ruhige Lage und Abgeschiedenheit im Entspannungshotel.
„Och! Willst du nun die Büchsen-Pfirsiche (die angeblich doch frisch sein sollen) aus dem Frühstücks-Fruchtsalat fischen und den Armen nach Afrika schicken?“
Nein!
Zu viel Porto! Die Post kann sich eh kaum mehr jemand leisten.
Und überhaupt!
Was’n’etzt?
Aus die Maus! Hasta la vista, Baby. Sayonara. Oder, wie wir Mitteleuropäer mit Zugang zu fast allen Weltprodukten (vielleicht mit Ausnahme von Dung original Mongolischer Pferde – Mist aber auch!) sagen: Man hat’s nicht leicht, aber leicht hat’s einen.
Kein Wunder laufen so viele verhärmte Leute herum – ein Opfer der Verhärmungsmassnahmen.
Das „Ilsebill-Syndrom“
Spontan fallen mir dazu ein Kinderlied und ein Märchenvers ein. Sie beweisen, dass Verhärmung nicht von den modernen Medien verursacht wird. Sie übernehmen nur, was vermutlich direkt in unserem genetischen Code eingraviert ist: das „Ilsebill-Syndrom.
Hier das Kinderlied in meinem Dialekt:
Dr Hans im Schneggaloch hät alles, was er will
Dr Hans im Schneggaloch hät alles, was er will
Und was er will, das hät er nid
Und was er hät, das will er nid
Dr Hans im Schneggaloch hät alles, was er will
Und hier die Stelle aus „der Fischer und seine Frau“:
„Männlein, Männlein, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich wohl will.“
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