In Roman „Zufallshelden“, der im Februar 2014 erscheinen wird, fängt sich der Protagonist Peter Studer einen Tinnitus ein, nachdem er in Zürich am Schanzengraben diese Sprayerei gelesen hat:
Seit einer Woche habe ich selber Rauschen und Pfeifen im Ohr – eine Katastrophe! Bin ich Opfer meiner eigenen Phantasie geworden?
Hier die Stelle im Buch, als Peter merkt, dass er ein Problem hat:
Auf dem Rückweg blieb er neben einer Tanne stehen, um den Ameisen bei der Arbeit zuzusehen. Ein unablässiger Strom war unterwegs – zu den Läusen und zurück. Er stellte fest, dass auch die Tanne nach Wasserleitung klang. Er legte sogar sein Ohr an den Stamm, was den Ameisen gar nicht gefiel und einem Wanderer ein dämliches Grinsen entlockte. Der dachte vermutlich, Peter sei ein Spinner, der Bäume umarmend durch die Berge streife, oder ein Wetterschmöcker, dem der Mut fehle, sich ganz in den Ameisenhaufen zu setzen. Peter war nicht ums Lachen, denn tief im Stamm drinnen war dieses Wasserrauschen noch lauter. Er ging die Optionen durch. Da es auch zu hören war, als er sich den kleinen Finger ins Ohr steckte, konnte er alle Möglichkeiten bis auf eine streichen.
Tinnitus!, dachte er fassungslos. Ich habe einen Tinnitus! Eine Wasserleitung im Kopf! Unvorstellbar! Peter glaubte, auf der Stelle wahnsinnig werden zu müssen.
Entsetzt rannte er zum Haus hoch und putzte sich gründlich die Ohren. Er suchte Salben, die allenfalls helfen könnten. Im Apothekerkästchen fand er eine abgelaufene Tube Vita-Merfen, etwas gegen Insektenstiche und eine Salbe gegen Fusspilz. Letztere öffnete er und schmierte etwas davon auf ein Wattestäbchen. Die Handlung an sich war ziemlich irrational. Pilzbekämpfung im Ohr fand er aber immer noch sinnvoller, als zu glauben, er sei verhext worden. Die weisse Schrift „Tinnitus“ am Schanzengraben, er sah sie förmlich vor sich. War es möglich, dass allein das Lesen einer Botschaft, auch nur eines einzigen Wortes, eine derartig durchschlagende und verheerende Wirkung zeigte? Konnte man sich lesend infizieren? Das setzte bestimmt neue Massstäbe für die psychologische Kriegsführung. Womöglich wurde die Methode längst eingesetzt. Starben so viele Leute an Krebs, weil das Wort ständig in den Horoskopen zu lesen war? Was für eine idiotische Vorstellung!