Ich bin ein Lehrer der Achtzigerjahre. Als solcher habe ich gelernt, dass es nichts Teuflischeres gibt als Frontalunterricht. Die Folge davon: der Hyperaktivitätsunterricht, Aktionismus, den man „Werkstattunterricht“ nannte.
Heute bin ich zunehmend fasziniert von guten Vorträgen und Präsentationen. Das funktioniert in jedem Klassenzimmer, insbesondere aber auch übers Internet.
Überhaupt muss man sich die Frage stellen, ob das Absitzen von Lerneinheiten in der Schule nicht so antiquiert ist wie Fernsehschauen nach Programmheft.
Endlich habe ich eine Seite gefunden, die interessante Ansprachen bietet und diese auch noch in andere Sprachen übersetzt. „Endlich“ bezieht sich in diesem Fall auf mich selber. Denn TED gibt es bereits seit 1984. Da ich ein „Digital Immigrant“ bin, möge man mir verzeihen, dass ich erst jetzt damit in Berührung komme. (Andererseits beweise ich einfach, was Bill Gates in der unten erwähnten Ansprache aufzeigt: ich bin zwar ein erfahrener Lehrer, aber statistisch gesehen nicht innovativ.)
Unter dem Begriff TED (Technology, Entertainment, Design) gibt es mittlerweile zahlreiche Untergruppen. Ich wurde über TEDx – „ein Konzept, das allen Menschen ermöglichen soll, Lizenzen und Know-How für eigene, unabhängige TED-artige Veranstaltungen zu bekommen, so dass sie diese selbst organisieren und durchführen können“ (Zitat Wikipedia) – auf diese Bewegung aufmerksam.
Logan LaPlante, ein Schüler, spricht in diesem Video über seine Vorstellung von Schule und Zukunft unter dem Titel „Hackschooling Makes Me Happy“ (Englisch). Ich meine, allein die Art wie der Junge spricht, macht schon Eindruck.
Die Sammlung an „Talks“ auf TED ist wirklich erstaunlich und mit Untertiteln in vielen Sprachen verfügbar. Ich zeige hier als Beispiel eine Ansprache von Bill Gates, der über zwei Themen spricht, die wichtig sind für die Menschheit:
Bekämpfung von lebensbedrohlichen Krankheiten (stellvertretend Malaria) und Förderung von Bildung zur Frage: „Wie wird ein Lehrer oder eine Lehrerin grossartig?“ (Untertitel sind wählbar.)
Ich gebe zu, dass ich wirklich kein Freund von Microsoft und seinen unflexiblen Produkten bin, die einen abhängig machen. Aber diese Rede von Bill Gates hat es mir doch angetan, denn er spricht Dinge an, die so offensichtlich sind und dennoch weit weg von der Realität liegen. Er ist einer der Leute, die „Think Big!“ in ihren Alltag integriert haben.
Ich komme zurück auf den Vergleich mit dem Fernsehprogramm: Wenn du wirklich abhängig bist – wie wir früher – von einem einzigen Fernsehkanal, der keine Wiederholungen bietet (oder allenfalls erst ein Jahr später), völlig egal wie langweilig, die einzige Alternative zu der Welt „draussen“ darstellt und womöglich der einzige Weg zur nächsten Stufe auf dem „Weg nach oben“ ist, tja, dann musst du wirklich brav mitspielen (oder mit deinen Kumpels draussen auf der Strasse oder deinen eigenen Sachen viel mehr Spass haben).
Wenn Bildung endlich so verfügbar sein wird wie Fernsehsendungen heute – nämlich dann, wenn wir es brauchen und so, wie wir es haben wollen – dann findet Lernen nicht mehr in einem Copyright-Umfeld statt sondern in einem Creative Commons Umfeld. Das Recht auf Bildung ist heute vor allem das (monopolisierte) Recht zu bilden, das langweiligen Verwaltern die Macht gibt, mit inspirationslosem Unterricht ganze Generation zu sedieren – zum Teil dauerhaft.