Ich möchte mich selbst denunzieren. Ich habe in meinem Unterricht mehrfach darauf hingewiesen, dass das Gehirn sich nicht dadurch abnutzt, dass man es intensiv benutzt. Ich vertrete ein humanistisches Weltbild und halte mich meistens an den Lehrplan. Es könnte sein, dass ich mich in Einzelfällen der Kuschelpädagogik schuldig gemacht habe.
Zu meiner Verteidigung möchte ich anmerken, dass ich mich im Geschichtsunterricht immer sehr darum bemüht habe, dass meine Schülerinnen und Schüler den Bundesbrief (1291) nicht mit dem Rütlischwur (1307) vermischen. Ich habe sie auch gelehrt, dass die Urner aus genau diesem Grund die 600-Jahrfeier nicht so toll gefunden hatten und ihrem Wilhelm und dem Walti ganz unföderalistisch ein Denkmal mit dem Gründungsdatum 1307 errichteten. Oder hätte ich das jetzt nicht sagen sollen?
Das Schlimmste, was ich aber je getan habe, ich gebe es zu: ich habe anonymes Denunziantentum dem Herrenmenschentum zugeordnet und es als undemokratische, feige Tat bezeichnet. Ich habe nun eingesehen, dass dies falsch war. Damit mich andere nicht denunzieren müssen, tue ich dies nun selber. Noch schlimmer wiegen vermutlich meine Gedankenverbrechen. Gibt es schon einen Badge, den ich mir auf meine Brust nähen kann?
Ich fordere alle Lehrkräfte, die wie ich zu dieser „kleinen Minderheit“ gehören auf, sich zu outen. Es ist nie zu spät.
Hier der Link zur Seite, auf der ich mich mit obigem Text selber angezeigt habe:
http://www.freie-schulen.ch/index.php/vorfall-melden
Dieser Seite, allerdings, wünsche ich voll die Pest auf den Hals: watson
„Venedig BW 1“ von Berthold Werner – Eigenes Werk. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.