Spuren im Schnee

Spuren im Schnee

Ich will mal die Ablenkungsfreies-Schreiben-Funktion von WordPress ausprobieren. Das ist ein leeres Feld, vergleichbar mit einer frisch verschneiten Wiese, über die noch niemand eine Spur gezogen hat.

Doch dann komme ich und stapfe Buchstaben in den Schnee, lasse mich treiben von Letter zu Letter. Denn ein Zurück gibt es nicht im Schnee. Da gibt es keine Korrektur- und keine Löschtaste. Da ist jeder Stapf ein Stapf – genau richtig oder zu viel.

ICH HABE EINE FLIEGE TOTGESCHALGEN, steht in der Wiese. Und, FLIEGEN HABEN KURZE BEINE.

Was ich wohl damit sagen wollte? Schreien wollte, um genau zu sein, denn Blockbuchstaben dienen heute dazu, sich anzuschreien, sich schriftlich anzubrüllen. Sich Gehör verschaffen, nennt man das. Grossbuchstaben mit einer zeilenfüllenden Anzahl Ausrufezeichen.

Nun heisst es, einen Abgang machen, der nicht auch noch als Text interpretiert werden kann, als Botschaft eines sich davonstehlenden Schreiberlings oder schlimmer: als einziges, langgezogenes Ausrufezeichen.

Ich sollte ihn im Handstand versuchen, den Abgang. Aber den kann ich nicht, den Handstand. Mein Schwerpunkt ist aus den Fugen geraten. Aber auf den Händen gehen, das hatte ich auch früher nicht drauf. Also hopse ich, einen Hasen imitierend. Daran wird sich das Tierspuren-Erkennungs-App meines Nachbarn die Zähne ausbeissen.

Dann schaue ich mir das Ganze einmal aus der Ferne an, steige im Geiste auf den Hügel von dem ich das Schneefeld überblicke.

Mist! Ein Schreifehler!

Jetzt kann ich nur noch auf einen Wärmeeinbruch warten. Zur Not könnte ich den Föhn aus dem Bad holen.

Ich geh dann mal.

 

 

Bildquelle: aene gespinst, http://aenetherese.blogspot.ch/
Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.