Spottify

Ich habe Spotify entdeckt. Endlich. Grandiose Sache! Mit Ausrufezeichen. Praktisch unbegrenztes Musikhören, dazu noch sozial vernetzt. Perfekt.

 

Nun läuft ein Uralt-Laptop (mit Linux natürlich) im Wohnzimmer und beschallt auf Wunsch.

 

Abgesehen davon, dass Spotify Stichwörter, Interpreten und Songs sucht und findet, gibt es da diese Genres und Stimmungs-Listen. Ein paar davon habe ich mit Begeisterung ausprobiert.

 

Bis ich, eben jetzt – spät abends – die Stimmung „Schlafen“ ausprobiere. Ob „Schlafen“ eine Stimmung ist, bliebe noch zu klären. Wie auch immer, „Schlafen“ – ich muss das hier sehr deutlich ausführen – schlafen ist für mich absolut nicht kompatibel mit „Schlafen“. (Eigentlich müsste da mindestens ein Ausrufezeichen stehen. Ich sehe aus grammatikalischen Gründen davon ab.)

 

Da läuft genau diese üble Art Gehirnspülmusik, die ich auf den Tod nicht leiden kann. Das Schema ist immer dasselbe:

Ein Grundakkord, meist aus zwei Tönen gebildet, vorzugsweise oktaviert: das Fundament. Der Gipfel sind natürlich gehauchte, digitalisierte Chorklänge. Darüber drücken irgendwelche Kindergartenkinder wahlweise mit roten Punkten markierte Klaviertasten im Zeitlupentempo. Es kann auch mal ein Flötenklang sein. „Unterstützt“ wird das „Ganze“ durch hohe Säuseltöne, Gezirpe oder andere Geräusche, die uns subito mit Mutter Erde verbinden sollen.

 

Ich glaube, es ist Zeit für ein Beispiel.

 

Viele Leute verbinden mit solcher Musik Ruhe und Entspannung, ja geradezu Heilfähigkeiten und Bewusstseinserweiterung.

Bei mir persönlich löst solche Musik vor allem Aggression und Fluchtreflex aus. Dieses permanente Tröpfeln wenden dem Gerücht nach Geheimdienste zur Folter verstockter Gefangener an.

 

Wenn ich also schlafen will, gibt es nur: abschalten!

 

Eines muss ich zu obigem Beispiel noch loswerden – ohne jegliche Satire und total ernst gemeint:

Wenn schon, denn schon richtig: Absoluter Kultsound zur Kultserie – die Titelmelodie von „Twin Peaks“. Das hat was!

 

Schlafen kann ich dazu jedoch auch nicht. Im Gegenteil: ich sehe immer wieder dieses angespülte Mädchen in der Plastikfolie.

 

Vielleicht kann man jetzt verstehen, weshalb ich zu sogenannter „Schlafmusik“ nicht schlafen kann.

 

Hier der Channel zu Angelo Badalementis Soundtrack.

Natürlich gibt es das auch auf Spotify – in viel besserer Tonqualität! (Ausrufezeichen)

 

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Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.