Sensationsfund

Mount Sinai Trekking

Sensationsfund am Berg Sinai

Wie tötet man eigentlich Schwule auf gottgefällige Art? Diese Frage beschäftigt gesetzestreue Gläubige verschiedenster Ausrichtung schon seit längerem. Einem Churer Expertenteam ist nun in dieser Sache endlich ein Durchbruch gelungen.

Allgemein wird ja angenommen, dass Mose auf dem Berg Sinai zwei Gesetzestafeln von Gott überreicht bekommen hat. Nun, das war lange vor WhatsApp und andern digitalen Mitteilungssystemen und auch das Papier war noch nicht so geduldig wie heute.

Tatsächlich, legt das Expertenteam nun offen, hatte Gott damals 144 Gesetzestafeln in 12 sauber geschichteten Stapeln für Mose bereitgelegt. Doch so sehr Mose sich bemühte, er schaffte nicht mehr als zwei Tafeln gleichzeitig zu transportieren. Die Prüfung, die Gott ihm auferlegt hatte, fand Mose zwar hart, war aber willens, noch weitere 71 Mal auf den Berg zu steigen, um die restlichen Tafeln zu holen.

Als Mose mit den ersten beiden Tafeln im Camp der Israeliten ankam, tanzte das Volk gerade ums Goldene Kalb. Im Zorn zerschmetterte Mose die Gesetzestafeln und zog sich schmollend wieder auf den Berg Sinai zurück. Dort stand er bald darauf im Schweisse seines Angesichts vor den geschätzten 1,5 Tonnen Gesetzestafeln, die auch noch ins Tal gebracht werden sollten.

„Wozu die ganze Mühe, wenn ich sie unten eh wieder zerschmeissen muss?“, fragte sich der Prophet. Der Pragmatiker in ihm gewann die Oberhand und so kam es, dass Mose alle restlichen 142 Steintafeln an Ort und Stelle, etwas unterhalb des Gipfels, an der Felswand zerschmetterte.

Das Churer Expertenteam hat nun die Bruchstücke, die seit Jahrtausenden unter einer Geröllhalde begraben waren, freigelegt. Auf einigen wenigen Schieferfragmenten sind sogar einzelne Schriftzeichen zu finden, die ein graphologisches Gutachten zweifelsfrei Gott zuordnet.

Weil auch Experten nur Menschen sind, die sich auch mal irren und nicht immer alles so meinen, was sie tun oder sagen, haben einige besonders handliche Stücke der Gesetzestafeln auf geheimnisvolle Weise den Weg nach Chur gefunden.

Erste Tests an Schwulen haben gezeigt, dass ein einziger gezielter Wurf mit einem der „Heiligen Steine“, einen Schwulen in neun von zehn Versuchen sofort tötet. Mehr als zwei Steine sind aber auf keinen Fall nötig, versicherte der Sprecher der Expertengruppe an der kürzlich einberufenen Pressekonferenz.

Am Rand besagter Veranstaltung verwies des „Herrgotts Bleistift“, wie der Pressechef der Expertengruppe hinter vorgehaltener Hand genannt wird, auf einen weiteren Zufallsfund des Teams. Es handle sich hierbei offenbar um eine verschollene Schriftrolle, die dem Ersten Buch Mose, der Genesis, zugeordnet werde.

Beim anschliessenden Apéro lockerte sich die Zunge des Pressechefs nach einigen Messbechern soweit, dass er anfing, Andeutungen zu machen. Hier nun exklusiv die sinngemässe Wiedergabe eines Teils von „Genesis 2.0“, das in der Betavariante den Codenamen „Levitus“ trägt und vermutlich im Frühjahr 2016 auf den Markt kommen wird:

Als Adam eines Abends von einem Ausritt mit seinem Dinosaurier nach Hause kam, richtete er die folgenden Worte an Eva: „Weib, ich bin schwul.“ „Oh!“, meinte Eva, „das trifft sich gut, denn ich bin lesbisch.“ „Alles klar“, sagte Adam, als er den Dinosaurier in seinen Stall brachte. Wie er zurückkam, hatte Eva den Apfel vom „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ in der Hand. „Du bist sicher hungrig“, sagte sie und reichte ihm den Apfel. Als sie beide davon gegessen hatten, kamen sie sich nackt vor und bedeckten ihre Blössen mit Feigenblättern. Als sie fertig angezogen waren, richtete Adam sein Wort abermals an Eva: „Was ich vorhin gesagt habe, von wegen schwul und so, das war nicht richtig.“ „Mir geht es genau so“, sagte Eva und errötete, „denn ich weiss nun, dass eine Frau nicht mit einer Frau liegen soll wie ein Mann mit einer Frau und schon gar nicht wie ein Mann mit einem Mann.“ Adam schlachtete zur Sicherheit ein paar Widder, deren Blut er überall im Garten Eden verteilte. Als er damit fertig war, richtete er sein Wort an Eva: „Wenn ein Schwuler mit einer Lesbe schläft wie ein Mann mit einer Frau, so braucht man beide nicht zu töten, es sei denn sie ist eine Sklavin, dann spielt es ohnehin keine Rolle.“ „Ist ja eh niemand da, der uns töten könnte“, sagte Eva und errötete wieder. „Stimmt“, richtete Adam sein Wort an Eva, „wir müssten uns gegenseitig töten, oder wir töten uns selber oder ich töte erst dich und dann mich selber oder du tötest mich und dann dich selber.“ Insgeheim aber fürchteten beide, der jeweils andere würde sich am Ende dann doch nicht selber töten. Also entschieden sie sich, lieber beieinander zu liegen wie Frau und Mann.

Bei dieser Gelegenheit hatten sie Kain gezeugt. Wohin das geführt hat, wissen wir ja.

 

 

„Oh Lord, please don’t let me be misunderstood!“ (The Animals, siehe YouTube)

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.