Sekretär oder Sekretärin?
Ein weiterer Beitrag zur Gender-Diskussion auf der Basis von sprachwissenschaftlichen, also etymologischen Grundlagen.
Ähem! (Räusper …)
Schlägt man „sekret“ im Duden nach, bekommt man drei verschiedene Wörter zu Auswahl.
Als Adjektiv bedeutet „sekret“ diskret, geheim, verschwiegen. Logisch, dass das Englische „secret“ davon abstammt. So landet man denn auch mit einer Google-Suche subito auf einer Casual Dating Seite.
Das „Sekret“ als Nomen scheint nicht wirklich etwas Angenehmes zu sein. Das kommt natürlich auf den Standpunkt an. In jedem Fall handelt es sich um irgendeine Flüssigkeit, die aus Organen, Drüsen oder Wunden austritt.
Die „Sekret“ ist angeblich ein stilles Gebet eines Priesters während der Messe. Wobei wir natürlich wieder beim Adjektiv gelandet sind. Lassen wir dies mal aussen vor, da es Priester oder Messen oder beides ohnehin nicht mehr lange geben wird.
Nun gibt es einen Beruf, der offenbar etwas mit all diesen Dingen zu tun haben muss. Es handelt sich um den Sekretär oder die Sekretärin. Ist das nun jemand, der gut mit irgendwelchen Absonderungen irgendwelcher Körperteile klarkommt? Oder muss eine Sekretärin (ich denke, dass kann ich mal getrost in der weiblichen Form belassen) mit Absonderungen völlig anderer Art klarkommen?
Und, wo wir schon dabei sind, welche Bilder sondert das Gehirn ab beim Stichwort „Sekretärin“? Und was stellt es sich vor unter einem „Sekretär“?
Nun, meines produziert bei letzterem das Bild eines hölzernen Möbelstücks mit vielen kleinen Schubladen und einer hoch- und runterklappbaren Schreibfläche. Ersteres ist bei einer Mehrheit der Männer womöglich anders besetzt als bei einer Mehrheit der Frauen.
Eine Sekretärin muss – unter anderem – auch verschwiegen sein. Ein Sekretär natürlich auch! Und bei meiner Mutter zu Hause steht einer – ein Erbstück! Und irgendwo in den Eingeweiden, hinter all den vielen kleinen Schubladen, gibt es ein Geheimfach. Kein Wunder, dass das Ding „Sekretär“ heisst.
Eines ist mir allerdings nach wie vor unklar: wie nennt man eigentlich eine Fachkraft zum Auffangen von Drüsen-, Wund- und Organabsonderungen?
Wahrscheinlich gibt es so eine Fachkraft gar nicht. Und, falls doch (was ich vermute), nennt man sie profan „Krankenschwester“, sorry Pflegefachfrau oder Pfelgefachmann mit Diplomniveau I, II oder so – oder gibt es schon einen bolognasierten Bachalor und Masters Titel?
MASTER OF ARTS OF SECRETS?
Wobei mein alter Lateinlehrer hoffentlich noch weiss, wie wir „Ars“ übersetzt haben.
Tom Zai
P.S.
Es gibt da noch den Vogel … (Ach, lassen wir das!)
Bild: Wikipedia.com, Yoky