Stellen Sie sich folgendes vor: Sie eröffnen ein Restaurant in einer wenig belebten Seitengasse – auf Kundschaft hoffend.
Die Kundschaft kommt, spärlich zwar, aber immerhin.
Und dann, eines Tages, kommt sogar ein Restaurant Testesser, der sich als solcher zu erkennen gibt. Sie zeigen ihm (oder ihr) sogar die Küche, gewähren selbst in die Töpfe Einblick und bewirten ihn nach allen Regeln der Kunst frei Haus – in der Hoffnung, dass ihr Restaurationsbetrieb nun die verdiente Aufmerksamkeit bekommen wird.
Der Restaurant Testesser ist nur ein Schauspieler
Nach ein paar Wochen, in denen Sie weder von Gault Millau noch Michelin etwas gehört haben, wundern Sie sich, dass immer noch keine (positive) Kritik über Ihren Betrieb erschienen ist. Dafür finden Sie im WC, unter Blumenvasen, selbst in den Schränken ihrer Küche Flyer eines zweifelhaften Betriebs, der Pharmazeutika unbekannter Herkunft ohne Rezept und „very very cheap“ verkauft. Ihnen kommen Zweifel über die Seriosität besagten Restaurant Testessers.
Die Kumpels des Restaurant Testessers
Dann haben Sie plötzlich sehr viel Kundschaft, die sich allesamt als Michelin oder Gault Millau Restaurant Testesser ausgeben. Sie geben die Hoffnung nicht auf, dass wenigstens einer von ihnen kein Schauspieler ist, aber, wen wundert’s, ihre blauäugige Gastfreundschaft wird Lügen gestraft. Sie füllen ganze Container mit Flyern für potenzsteigernde Mittel.
Die Gegenmassnahmen
Als erstes führen Sie die Ausweispflicht für Restaurant Testesser ein. Weil sich die meisten legitimieren, lassen Sie sich härtere Massnahmen einfallen. Sie stellen einen Privatdetektiv an, der ihr Lokal observiert. Es fällt auf, dass die sogenannten Restaurant Testesser immer erst die Speisekarte im Aushang studieren und sich eifrig Notizen machen.
Mit sich hundertfach gratis versorgender Parasiten konfrontiert, stellen Sie einen ausrangierten Boxer an. Seine einfache Aufgabe: Jedem, der erst den Aushang abschreibt und danach zielstrebig zum Eingang geht, eins über die Rübe ziehen, abservieren und tschüss!
Die Folgen
Natürlich ist einer der ersten, die erfolgreich aus dem Verkehr gezogen werden, ein echter Restaurant Testesser. Als er in der Gosse erwacht, streicht er ihren Betrieb von der Liste und versieht ihn intern mit einer Warnung.
Nach zwei Monaten müssen Sie schliessen, weil es niemand mehr nur in die Nähe ihres Restaurants wagt oder es schlicht vergessen gegangen ist.
Nur der Strom von gefakten Restaurant Testessern reisst nicht ab. Erschöpft kapituliert der ausrangierte Boxer und lässt sich endgültig frühpensionieren.
Der Restaurant Testesser im Internet – googlebot
Auf Webseiten übertragen gibt es DEN „Restaurant Testesser“ schlechthin, nämlich Google. Google teilt den Leuten mit, wo ihr Restaurant – also ihr „Content“ – zu finden ist, und was man da zu welchen Bedingungen in welcher Qualität bekommt.
Google schickt natürlich nicht reale Menschen vorbei, die das alles aufnotieren. Google setzt Roboter dafür ein, Maschinen, Googlebot genannt. Ein ander Mal ist es bing, yahoo oder so.
Nun tummeln sich auf meiner Webseite Suchroboter, die nichts anderes als Werbung für Pharmazeutika hinterlassen wollen und Schlupflöcher ausspionieren. Seit ein paar Wochen versuche ich ihnen den Zugang zu verwehren, indem ich ihnen virtuell eins über die Rübe ziehe und sie gar nicht erst reinlasse.
Was ist der Effekt: Meine Seite ist vom Google-Radar praktisch verschwunden (gewesen). Als ob es sie gar nicht gäbe. Den Grund habe ich nun herausgefunden:
Ich habe Google selber von meiner Webseite ausgeschlossen. Weil es Leute gibt, die sich die Googlebot IP unter den Nagel reissen und nur schauspielern, so tun als ob sie Googelbots wären. Genau die habe ich ausgesperrt und somit Google. Das Kind mit dem Bade auschütten.
Fazit
Ich lasse alles, was nach Restaurant Testesser – sprich Google und Co. – aussieht wieder rein und versuche auf andere Art herauszufinden, wer vertrauenswürdig ist.
Die problematischen Bereiche, oder die nicht mehr existierenden „Flyer“ habe ich in der robots.txt Datei ausgeschlossen. Hoffe, das hilft erst mal.
Im Moment fühle ich mich etwas ausgeliefert. Falls jemand eine Idee hat: her damit!
Hier ein ziemlich interessanter Bericht von Search Engine Watch – in Englisch.
Nachtrag
Im Moment schaut es so aus, als ob die Einträge in der robots.txt Wirkung zeigen. Der googlebot verhält sich nun so, wie man es von ihm erwartet, crawlt durch meine Seiten, ohne die alten, nicht mehr existierenden „Pharma-Seiten“ zu suchen. Insofern macht es nun ganz den Anschein, als ob die meisten „Restaurant-Testesser“ echt waren, jedoch eine falsche Menükarte untergejubelt bekommen hatten.
Bildquelle: http://vallartina.wordpress.com/