Welches Land wählt per Televoting an einer Fernsehshow seinen Präsidenten, der gleichzeitig Aussenminister ist, zum Mann des Jahres, obwohl das Volk diesen Staatsmann an der Urne gar nie wählen konnte?
Nur eine Diktatur würde man meinen. Dass dieser Mann zwei so wichtige Ämter vereint und das Volk von der politischen Wahl der Exekutive ausgeschlossen ist, unterstützt diese Vermutung.
Dass dieser Mann (nur) knappe 50% der Stimmen bekam, und der Rest sich auf 17 Mitstreitende verteilte, lässt allerdings Zweifel aufkommen. In einer wirklichen Diktatur hätte das Staatsoberhaupt über 99% der Stimmen gemacht.
Tatsächlich handelt es sich bei diesem Land um die Schweiz, die immerhin schon 1307 auf dem Rütli die Demokratie erfand, und die Verleihung des alljährlichen Swiss Awards.
Nun hat aber die PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) Zweifel an der Integrität des Siegers, des Schweizer des Jahres 2014, Didier Burkhalter, angemeldet. Es wird die Frage aufgeworfen, ob im Laufe der Familiengeschichte ein A im Familiennamen entfernt wurde? Burkahalter? Wie weit ist es von -halter zu -träger? Was weiss man eigentlich über die Vergangenheit unseres Ex-Präsidenten (Ja, seit Januar darf er nicht mehr Präsident sein!). Standen die begeisterten Telefonwählerinnen und -wähler am Ende unter Einfluss der Trinkenden Opernmafia, also von Alk Aida? Haben wir uns täuschen lassen und einen Islamisten zum Schweizer des Jahres gewählt?
Nun, ich kann beruhigen und sämtliche Bedenken ausräumen. Erstens, in der Schweiz darf man immer nur für ein Jahr Präsident sein.
Zweitens, wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass genügend junge, radikale Nicht-Integrierungswillige am Samstagabend zwischen 20 und 22 Uhr zu Hause vor den Fernsehgeräten sitzen, um einen der ihren zum Mann des Jahres zu machen?
Drittens, es gibt gar keine Burkaträger. Radikalisten dulden keine Männer, die sich als Frauen kleiden.
Viertens, die Tatsache, dass man in diesem Land ungestraft solche Sprüche über einen hohen Würdenträger und Burkas machen darf, spricht doch sehr dafür, dass es sich um ein glückliches Land handelt, das sich Freiheit auf die Fahne geschrieben hat. Didier Burkalters Nachbarkanton hat das sogar wörtlich genommen.
Fünftens, radikale Islamisten trinken keinen Alkohol, gehören aber trotzdem nicht zum Blauen Kreuz.
Heute bin ich ganz Patriot und im Herzen immer noch ein Welscher.
Und, so frage ich, wo sonst gibt es eine Show, die einen englischen Namen hat und die in drei (nicht-englischen) Sprachen, ohne störende Simultanübersetzung, moderiert wird (vier, wenn man Hochdeutsch als eigene Sprache zählt, sogar fünf, wenn man „chars spectaturs“ schon als Moderation zählt.)?
Also? Wer hat’s erfunden?
P.S
Mehr zu Pediga auf „die Anstalt„.