Warum ausgerechnet Stau an Ostern?
Seit Jahren frage ich mich, warum ausgerechnet vor Ostern alle in den Süden wollen. Die Autos stauen sich praktisch von Hamburg bis Milano, besonders hartnäckig aber am Gotthard. Fahren die alle nach Rom oder was?
Sind vier Tage frei am Stück Grund genug, zwei davon im Stau zu verbringen?
Ich habe dies stets bezweifelt. Und während andere mit ihren Kindern Ostereier färben oder zum Grosseinkauf in den Supermarkt aufbrechen, zermartere ich mir traditionsgemäss den Kopf, um hinter die grossen Wanderzüge der Gattung Mensch zu Ostern zu kommen.
Die Ostererleuchtung
Heute allerdings fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das Ganze beruht auf einem Missverständnis. Lapidar, ich weiss. Und so naheliegend. Ich will meine Theorie natürlich nicht für mich behalten.
Homo mobilis
Der Mensch hat sich vom homo errectus (nein, das ist nichts Schmutziges!) über den homo sapiens zum homo mobilis entwickelt, der nur im Auto die Bodenhaftung nicht verliert. Ansonsten hat er, der homo mobilis, den Bezug zu Traditionen verloren, befindet sich sozusagen auf der Überholspur des Lebens.
Kar-Woche
Die Anglifizierung unserer Welt hat den Rest dazu beigetragen und, ZACK, ist aus der Karwoche, die Car-Woche geworden, in der Millionen ihrem fahrbaren Untersatz und der freien Fahrt huldigen.
Ein Missverständis, wie gesagt. Arme Menschen!
Grün-Donnerstag
Sogar die Grünen haben den ursprünglichen Sinn der Karwoche gründlich missverstanden. Zugegeben, der Donnerstag vor Ostern ist ein guter Tag, um auf die Auswirkungen des Individualverkehrs auf die Umwelt hinzuweisen. Aber dieses eigentlich heilige Fest so schamlos für die eigenen politischen Interessen zu missbrauchen, und aus dem Hohen Donnerstag den Grün-Donnerstag zu machen, finde ich anrüchig.
Letzte Frage
Nur eines habe ich noch nicht ganz verstanden. Warum fahren eigentlich alle in der Car-Woche nach Süden. Pilgern die zu den Fiat-Werken, oder was?
Bild Credits: Alexander Blum (www.alexanderblum.de) [Attribution], via Wikimedia Commons