Opferwurst

 

Als Opferwurst bezeichnet der österreichische Physiker Werner Gruber Würste, die man zur Herstellung von Fond zerkleinert in Wasser kocht. Dabei soll sich die Flüssigkeit mit Salz, Aromen und Fett sättigen, sodass beim Erwärmen weiterer Würste kein Geschmacksverlust entsteht.“ (Wikipedia.org)

 

Es ist nicht mein Ziel, Leute zu beleidigen. Wenn ich also die Frage stelle:

 

Ist Herr Vasella eine Opferwurst?“,

 

dann meine ich das keinesfalls herablassend oder beleidigend. Es ist schon schwierig genug, diesen Herrn (im Folgenden Herr V. genannt) als Opfer zu sehen. Als armes Würstchen wird er schon gar nicht durchgehen.

 

Ausserdem möchte ich klar stellen, dass ich nicht mal ansatzweise dabei mitmachen möchte, ihn zum Hanswurst zu machen. Denn genau das passiert im Moment. Das ist Medien- und Internetbashing. Einfach widerlich!

 

Auf Herrn V. wird öffentlich, von links bis rechts, von oben bis unten eingedroschen. Bei manchen Berufen gehört das zwar einfach dazu (Zimmerservice, Kondukteur, Journalist, Kundenberaterin, Hausfrau, Primarlehrerin, Betreibungsbeamter, …) aber im Fall von Herrn V. kann man getrost von einem mittleren bis grösseren #shitstorm sprechen.

 

Er hat aber auch den Zeitpunkt für die Veröffentlichung seiner Abgangsentschädigung äussert ungünstig gewählt. Sagen wir es so: Herr V. hat damit die Chancen, dass die Abzockerinitiative angenommen wird, sicherlich nicht gemindert.

 

Da wundert es nicht, dass nun praktisch alle der 235 Parlamentarier, die gegen diese Initiative sind, sich von Herrn V. distanzieren, kopfschüttelnd, empört, um Worte ringend. Mit ihnen ist förmlich die ganze Nation reflexartig von ihm abgerückt, als ob er der Überbringer der Pest wäre.

 

Ich habe etwas von 8 Millionen Franken gelesen, die von den Wirtschaftsverbänden gegen die Abzockerinitiative locker gemacht werden. Wobei das lustigste Produkt – der neueste Michael Steiner Film – noch nicht mal öffentlich gemacht wird (schade!). Das eigentliche Rätsel ist aber:

 

Ist es möglich, dass das Initiativkomitee die 72 Millionen für Herrn V. aufgeworfen hat, um ihn daraufhin als gieriges Monster mit fehlender Kinderstube zu verunglimpfen? Nur, um die Initiative durchzuboxen?

 

Das wäre ein Skandal! Oder nicht?

 

Abgesehen davon, ist es einigermassen unwahrscheinlich.

 

Werfen wir also einen Blick in den Geldtopf, in dem eben eine 472-Millionen-Franken-Wurst geopfert worden ist – um die Flüssigkeit zu sättigen, damit die anderen Würste keine Inhaltsstoffe verlieren müssen. Wir sehen da jede Menge Würste aller Grössen und Formen. Verglichen mit der Opferwurst sehen sie zwar tatsächlich aus wie kleine Würstchen, aber man darf doch nicht vergessen, was eine jede von ihnen wert ist. Schliesslich kommt nur beste Qualität in den Topf. Und wenn man ganz genau hinsieht, kann man sogar Würste finden, die nicht aus der Wirtschafts-Metzgerei stammen. (Keine Angst ich zitiere nun keine Pferdefleischwitze!) Aber da scheinen doch unbemerkt ein paar Sport- und Kulturwürste reingeschmuggelt worden zu sein.

 

Wer nun nach dem Lesen dieses Blogs immer noch glaubt, dass die „Züri-Metzgete“ eine Veloveranstaltung ist, muss sich nicht wundern, wenn die Wurst immer etwas fade schmeckt. Dabei würde ein Blick auf die Homepage des Veranstalters genügen. Von den kantonalen Elektrizitätswerken gesponsert wird in vier Kategorien um den Sieg gekämpft: Volksmetzgete, Firmen Metzgete, Züri Metzgete und Schüler Metzgete.

 

Die letzte Kategorie zeigt, dass man sich keine Sorgen um den Nachwuchs an Opferwürsten machen muss.

 

 

En Guete!

 

 

 

Hier noch die Kochanleitung des Meisters persönlich.

 

 

 

 

Bild: Wikipedia.org, Alexbrn

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.