Schreiben und Musik: Michael Schreckenberg

musikundschreibenIch habe für mich immer wieder festgestellt, dass mich Musik beim Schreiben prägt, sogar überhaupt befähigt, zu schreiben. Gerade eben hat mich der „Soundtrack“ nach längerem Unterbruch wieder in den Schreibmodus versetzt.

In dieser Blog-Serie beschreiben nun Kolleginnen und Kollegen, wie sie Musik zum Schreiben einsetzen.
 

Hier die Antworten von Michael Schreckenberg

 

Wenn du diese Fragen beantwortest, entstehen deine Krimis oder Thriller zu Musik.

Du bist also Schriftsteller oder Schriftstellern und hast schon mindestens ein Buch veröffentlicht. Welches ist dein eigenes Lieblingsbuch?

Ähm… EIN Lieblingsbuch??? Gut, wenn ich nur ein einziges Buch mit auf die berühmte einsame Insel nehmen dürfte, dann wäre es das „Buch der fünf Ringe“ (gorin-no-sho) von Miyamoto Musashi. Bei Belletristik kann ich mich nicht für eines entscheiden. Auf der Insel würde ich mir meinen Bedarf dann selbst schreiben.

Zu welcher Art von Musik entstehen deine Texte? Spielst du bestimmte Stücke oder Genres? Legst du Playlisten an?

Art: Das ist sehr breit gefächert, von Barock und Klassik bis Psychobilly und Metall war alles schon dabei. Dabei höre ich sowohl rein instrumentale Musik als auch gesungene in unterschiedlichen Sprachen – nur fast nie deutsch. Einzige Ausnahmen hier bisher: Kraftwerk und Rammstein. Außerdem brauche ich ein Minimum an Melodie – Speed-Metall kommt also ebensowenig in Frage wie Rap (mit wenigen Ausnahmen) oder Free Jazz.

Stücke/Genres: Feste Stücke gibt es nicht, aber obwohl ich eine (s.o.) sehr breit gestreute Schreibmusik habe, sind Nick Cave, Leonard Cohen und Calexico immer dabei.

Playlisten: Ja, meistens mit etwa 20, maximal 30 Stücken. Während der langen Arbeit an einem Roman kann die Playlist sich verändern, aber nicht oft. Die Playlist steht auf Endloswiederholung und Random. Die ständige Wiederholung der selben Musik hilft mir, in die Zone (Schreibzustand) zu kommen, Random verhindert, dass ich der Wiederholung überdrüssig werde. So lange ich eine Playlist nutze, starte ich in der Regel immer mit dem selben Stück (im Moment „Goodbye Yellow Brick Road“ von Elton John).

Wie hörst du deine Musik beim Schreiben und warum?

Etwas über Zimmerlautstärke oder mit Kopfhörer. Die Musik schirmt mich von der Außenwelt ab und bringt mich in die Zone.

Gab es Momente in deinem Schreiben, in denen dich Musik entscheidend vorwärtsgebracht hat?

Es gibt nicht den einen Moment, weil ich eigentlich nie ohne Musik schreibe. Oft hilft mir die Musik auch, wenn ich nicht schreibe, aber mit einem Problem in der Geschichte kämpfe. Ein Beispiel: Ich steckte tief in der zweiten Version eines Romans und kam an einer Stelle überhaupt nicht weiter. Also habe ich mich auf eine längere Fahrradfahrt begeben. Dabei hatte ich ein Stück aus der Schreibmusik („Famous Blue Raincoat“ von Leonard Cohen) als Ohrwurm. Das Lied hat mich in der Geschichte gehalten, das Radfahren hat mich andererseits genug davon abgelenkt, dass mein Unterbewusstsein sich mit dem Problem beschäftigten konnte. Nach einer Weile hatte ich die Lösung.

Welches ist dein ultimativer Hörtipp und welche Eindrücke verbindest du damit?

Da Musik zur individuellen Stimmung und Geschichte passen muss, habe ich kein Stück, das ich empfehlen kann. Aber wer neue Schreibmusik sucht, sollte sich ruhig mal bei Soundtracks passender Filme und Videospiele umhören. Ich beschreibe oft unheimliche, und beklemmende Situationen und fand da zum Beispiel den Soundtrack zum Videospiel (nicht Film!) Silent Hill2 von Akira Yamaoka sehr hilfreich.

Was gibt es noch zu sagen über deine Beziehung zwischen Schreiben und Musik?

Musik ist mein Tor in die Geschichten – und bleibt es. Bestimmte Stücke aus dem Schreibsoundtrack sind für mich für immer mit einem Buch verbunden. Daher schreibe ich auch zu jedem Roman eine Danksagung an die wichtigsten Künstler des Schreibsoundtracks.

Hier kannst du ein etwas Werbung für deine Bücher / dein Buch machen:

Ich mache, wenn Du erlaubst, lieber Werbung für meinen Autorenblog, in dem ich mich auch schon mit genau diesem Thema auseinandergesetzt habe:

http://schreckenbergschreibt.com/2012/08/25/schreckenbergschreibt-musik-zum-schreiben-schreiben-zu-musik/

Ich finde, lieber Michael, deine Einblicke besonders interessant, da ich mich in sehr vielem wiedererkenne – inklusive Rad fahren (was vielleicht eher der Vergangenheit angehört).

Ganz herzlichen Dank fürs Mitmachen!

 

 

Bisher in dieser Serie:

Arnold Küsters

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.