Kri Dick, der schwergewichtige Literaturpapst, über das eben erschienene „Zufallshelden“:
Schon der erste Satz steht in Tom Zais Buch „Zufallshelden“ ganz vorne. Der Diminutiv wird bei ihm grossgeschrieben, selbst wenn das darauf bezogene Objekt auf den ersten Blick kleiner wird. Das mag im Ansatz verwirren. Doch der Winkel ändert sich, wenn der geneigte Leser, die geneigte Leserin eine aufrechte Position einnimmt. Es liegt also an den Augen der Betrachtenden, durch welche Brille sie das Ganze sehen möchte und ob überhaupt.
Wenn Tom Zai seine Protagonisten sprechen lässt, setzt er das stets zwischen Anführungs- und Schlusszeichen. Das verleiht den Dialogen eine freche und vor allem landesbezogene Spitzigkeit, zumal in der Schweiz die Verwendung dieser Zeichen anders interpretiert wird als im übrigen deutschsprachigen Raum.
Natürlich hat der Autor in diesem Werk viele Ausrufezeichen gesetzt. Die eine oder andere Frage taucht auf. Es steht allerdings ausser Zweifel, dass hier zeitgenössische Literatur vorliegt, die das Semikolon noch als solches würdigt. Wenn nach dem einen oder anderen Gedankenstrich ein Komma optisch etwas irritiert, muss fairerweise anerkannt werden, dass es dessen ungeachtet genau da hingehört.
Das E, das im Titel „Zufallshelden“ mit 15.3% noch leicht untervertreten ist, erhält im weiteren Verlauf des Romans seine durch viele Studien belegte Häufung. Das L, im Titel mit beinahe einem Viertel völlig übervertreten – das kann ein Zufall sein – wird später wieder auf seine üblichen 3.44% relativiert. Wenn wir schon bei den Zahlen sind: Leute, die etwas von Büchern verstehen, werden sich nicht wundern, dass auch in diesem Buch die Seitenzahl durch 4 teilbar ist.
Tom Zais Roman ist eine unbedingte Leseempfehlung. Hörversuche scheitern schon im Ansatz. Das Buch riecht zwar nach qualitativ hochstehendem Papier, ist auch griffig, aber beide Sinne können dem Inhalt dieses Buches nicht gerecht werden. Erst, wenn man es liest, erschliesst er sich und das, notabene, von links nach rechts in Deutsch.
"Zufallshelden" – ein geschriebenes Werk!
Carl Spitzweg [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons