Kehrplatz

 

Inspiriert durch Alex Winter ein paar Fingerübungen am Morgen:

 

Lesen Deutsche am Ende einer Schweizer Sackgasse auf dem rechteckigen Strassenschild „Kehrplatz freihalten“, dann denken sie vermutlich, die Schweizer sind so penible Sauberkeitsfanatiker, dass sie sogar Plätze freihalten, um sie kehren zu können.

 

Deutsche kehren ihre Autos nicht – was nun nicht heisst, dass sie deswegen schmuddelig sind – sie wenden ihre Wagen. Beim Stichwort „wenden“ denkt (in diesem Fall) Herr Schweizer im Moment vor allem an „Tsch-Tsch!“, also an ein saftiges Steak vom Grill. (Nur ganz am Rande: Schweizer sagen grundsätzlich nicht [Steik]. Bestellen Sie ja nie ein [Steik] in Schweizer Restaurants! Sie machen sich lächerlich dabei. Bestellen Sie ein [Stiiiek]. Dann ist es nach Schweizer Art.)

 

Zurück zur Wende – ähm, dem Wenden. Da gibt es nämlich ein Problem, beziehungsweise eine Verwirrung. Was machen Deutsche wie Schweizer, wenn sie auf Wanderung sind oder durch Städte und Dörfer schlendern und Durst bekommen? Richtig – sie kehren ein. Oder wenden Deutsche ein?

Klar tun sie das. Oft und gerne. Und wenn man lange genug einwendet, werden andere zur Einkehr gebracht.

 

Wieso heisst eigentlich das Substantiv von einwenden Einwand? Müsste das Verb nicht konsequenterweise einwänden heissen. Nun, das würden Schweizer dann wiederum mit dem Aufschichten von Holzbalken, dem Einwanden, zu einem traditionellen gewandeten Haus verstehen.

 

Womit ich beim Gewand angelangt bin. Dieser Blog hat eine unerwartete Wende genommen. Das ständige Gekehre kann einem natürlich auf den Geist gehen.

Nichtsdestotrotz darf man diesen Text frei verwenden solange man mich nicht verkehrt zitiert.

 

A propos Verkehr, allen, die ihm Stau nach Süden stecken gute Fahrt und schöne Ferien. Und denkt bitte dran! Auch auf Schweizer Autobahnen – also auch vor dem Gotthardportal – absolut verboten ist das Kehren.

 

 Zeichen 357 - Sackgasse

Bild: von Mediatus (Eigenes Werk) [CC0 oder Public domain], via Wikimedia Commons

 

Das ist eine Jute-Sackgasse. Plastik-Sackgassen meide ich grundsätzlich.

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.