Für immer jung, für immer gestempelt

Bad To The Bones

Gestern, am Konzert von Bad To The Bone, ist mir nach einem langen Blick über die Band und das Publikum klargeworden: dereinst werden wir im Altersheim keine Ländlerabende und keine Heimatliedernachmittage mehr akzeptieren.

Gestempelt

Da werden Coverbands eingeflogen und rocken den Speisesaal, den man zu diesem Zweck leergeräumt hat – beleuchtet mit einer Retro-Lichtorgel. Zu den Songs von den „Doors“, „Led Zeppelin“, „Deep Purple“ usw. wippen wir mit unseren Rollatoren und kippen ein paar Biere aus Bügelflaschen.

Die Rüstigste unter uns schlenkert zwei Stunden lang lasziv mit den Armen und den Hüften, als ob sie nicht eben ein Sulzer-Gelenk hätte einbauen lassen und immer noch ein bisschen auf dem Morphium-Trip ist.

Eines aber darf unter gar keinen Umständen fehlen: der Typ mit dem Stempelkissen am Eingang, der die Handrücken oder auch die Handgelenke stempelt. Es gibt nichts Grossartigeres, als am Tag danach das „Bezahlt“-Zeichen immer noch wie eine Trophäe als temporäres Tattoo herzuzeigen, wenn sie uns den Blutzucker bestimmen.

BTTB

Die Chance ist gross, dass wir selber die Coverbands stellen werden. Wenn ich jetzt schon wünschen dürfte, würde ich Bad To The Bone wählen. Die haben’s einfach darauf.

Ob die Leute, die Altersheime planen, berücksichtigen, dass wir in spätestens zwanzig Jahren die ersten Übungskeller bereitstellen müssen?

 

 
 

Bildquelle: Bad To The Bone, Pressefoto

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.