Ich nehme die permanenten Bot-Net-Angriffe persönlich

Bot-NetIch würde so wahnsinnig gerne einen besonders interessanten Artikel schreiben. Doch Schreiben an sich ist schwierig. Da staut sich so einiges. Der Stau hat mehrere Gründe. Einer ist besonders augenfällig und nervig, denn:
Ich nehme die permanenten Bot-Net-Angriffe persönlich.

Umbruch

Es läuft unglaublich viel, privat, beruflich. Das muss so sein, sage ich mir, das gehört dazu. Insbesondere, wenn die Familie anfängt, sich auf verschiedene Haushalte zu verteilen – womit ich nicht mich und meine Frau meine. 😉
Es stehen Fragen im Vordergrund wie, ob man als junger Erwachsener für den Start ins Leben einen Toaster braucht und falls ja in welcher Farbe. Das ist nur eines von vielen eher noch komplexeren Themen, die anstehen.

Warum ich ausgerechnet in dieser Phase auch noch meine Homepage vollkommen neu aufgegleist habe, weiss ich selber nicht. Ich kann nur vermuten – psychologischer Rudimentärausbildung sei Dank – dass es damit zu tun hat, dass ich mich selber auch verwirklichen möchte und das Bedürfnis hege, für mich selber etwas Neues zu schaffen, oder ganz pragmatisch wenigstens symbolisch meine Website umzuziehen – wo doch unsere Jungs die Kisten packen.

Jetzt wird es persönlich

Die eigene Homepage ist, zumindest für mich, wie ein eigenes Gärtchen, das man sich anlegt, in dem man sich etwas heranzieht. Für mich ist dieses Gärtchen sogar mehr als das. Es stellt die Schnittstelle zwischen meinem stillen Schaffen an Texten und Büchern, meinen Gedanken dazu und meinen Leserinnen und Leser dar. Die eigene Website ist für den Blogger, den Schriftsteller, was für den Chauffeur sein Lastwagen (etwas gar plakativ, aber immerhin).

Wenn mir also jemand – oder etwas – anfängt über den Zaun zu grasen, mir in mein Gärtchen trampelt, einfach, weil man das anonym von China, Serbien, Russland, USA und theoretisch auch von nebenan aus tun kann, muss ich sagen: ja, ich nehme die permanenten Bot-Net-Angriffe persönlich.

Ich sollte das nicht so sehen. Es liegt offenbar in der Natur der Sache. Das Meer rennt gegen die Kontinente an, die Spammer, Bot-Netter und Potenzmittelverkäufer gegen Websites. Beide haben Erosion zum Ziel – die einen sogar etwas Ero-tik.

Was hat da mit den Katzen zu tun?

Ich habe letzthin den Rasen gemäht – in meinem realen Gärtchen. Wenn du mit dem Rasenmäher über einen Katzenhaufen fährst, dann gibt es erstens ein Geschmiere, zweitens setzt der Haufen Geruchsmoleküle frei, die ich lieber nicht in meinem Körper habe.

Ja, ich nehme die Kackehaufen persönlich. Obwohl die Katzen so wenig dafür können wie deren Halterinnen und Halter. Es ist eine Frage der Natur.
Katzen säubern die ganzen Trockenmauern von jeglichen Lebewesen, machen keine Unterschiede zwischen bedrohten und nicht bedrohten Vogelarten, markieren an Gartenmöbeln, Töpfen und Hauswänden und kacken die Wiese und die Beete voll. Es liegt in ihrer Natur.

Katzenschäden musst du wegstecken, weil du mit den Nachbarn länger auskommen musst, als ihre Viecher leben.

Aber, und das ist wichtig, die Nachbarn sind nicht anonym. Da geht es um Gemeinschaftlichkeit. Da geht es darum, dass wir selber trotz Katzenenthaltung bestimmt auch Emissionen oder Visionen in die Umgebung blasen, die nicht allen Freude machen.

Ganz anders bei den Leuten, die Bot-Net-Angriffe fahren.

Freizeitbeschäftigung am Rande der Verbissenheit

Diese Leute leben niemals in einem Verhältnis von Geben und Nehmen. Diese Leute sind anonym. Und aus dieser Anonymität heraus versuchen sie, meine Seite vollzumüllen und auszusaugen – parasitär und skrupellos.

Ich nehme diese permanenten Bot-Net-Angriffe persönlich. Ich sollte das nicht tun. Ich müsste verstehen, dass aus der Anonymität heraus keine Skrupel gelten, zumal der einzige Hinweis auf den Häufchenmacher nur eine Nummer ist – die IP, mit der ein Computer (theoretisch) identifizierbar ist.

Diese Woche habe ich viele Stunden im Beschränken von auffälligen und offenkundig katzenartigen IPs verbracht. Dabei helfen Plugins, mit denen ich IPs bannen kann. Besonders effizient und freudvoll ist es, wenn es mir gelingt, einen ganzen Bereich von möglichen IPs zu sperren. Ich mache ein Beispiel: mit 5.5.*.* putze ich eine Million möglicher Spammer weg. Na ja, vielleicht geht es nicht bis 999. Macht nichts.

Das ist trotzdem vergleichbar mit der Kastration der wurffreudigsten Katze an unserer Strasse. Viele kleine Scheisser weniger, sage ich mir händereibend.

Eine Woche Arbeit gegen das Bot-Net

Nun, nach einer Woche haben die Zugriffsversuche massiv abgenommen. Die Blockerei nützt offensichtlich, wenn auch Gedanken an Sisyphus aufkommen. Trotz millionenfacher Einschränkung versuchen immer noch 30 bis 50 verschiedene IPs täglich meine Seite zu missbrauchen.

Mein K(r)ampf (keine Neu-Nazi-Propaganda!) gegen die Subjekte, die das Internet zumüllen, nimmt zuweilen skurrile Formen an. Heute bin ich von meinem Arbeitsplatz aus nicht mehr auf meine Website gelangt. Ein simples Apache Server Logo hat mir vor Augen geführt: meine Seite ist nicht erreichbar. Die gibt es de facto nicht.

Zu Hause habe ich dann festgestellt, dass ich die IP meines Arbeitgebers auf die Blacklist gesetzt habe. Ich habe mich sozusagen selber ausgesperrt. So geht das. Du stehst vor dem eigenen Garten und kommst nicht ungehindert hinein, weil du den Zaun katzendicht gemacht hast.

Ja, ich nehme die permanenten Bot-Net-Angriffe persönlich, so wie ich Katzen-Scheiss-Attacken persönlich nehme. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Denn, und das ist das Wichtigste, meinen Garten hat mir bisher noch niemand streitig gemacht.

 

Bildquelle (oben):

Botnet“ von Tom-bEigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.