„Herr Lehmann“ ist das erste Buch einer Trilogie in vier Teilen – das allein spricht mich schon an. Der Roman, und auch die Fortsetzungen: „Neue Vahr Süd“, „Der kleine Bruder“ und das eben erschienene „Magical Mystery“, sind für mich eine Erleuchtung in vieler Hinsicht.
Unterhaltsamer habe ich selten über die Banalitäten und Absurditäten des Alltags gelesen. Zwischen Proletentum und Kunstwelt, zwischen Spiessertum und Punk, zwischen Kaltem Krieg und Mauerfall, immer am Abgrund, immer am Absturz, immer witzig, geistreich dann, wenn ein neuer Blinkwinkel auf Bekanntes die Absurdität mancher Gewohnheiten und Gegebenheiten aufzeigt.
Sven Regeners Schreibstil hat mich von Anfang an in den Bann gezogen. Alles, was mir die Deutschlehrer auszutreiben versuchten, findet man in Regeners Büchern zur Perfektion ausgebaut: Seitenlange Sätze, unterbrochen durch sich immer wiederholende „… sagte er, …. sagte er, … sagte Herr Lehmann, … dachte er, ….“. Einfach genial in der Wirkung und das genaue Gegenteil von langweilig! Diese „rosenkrankzhaften“ (gebetsmühlenartigen) Passagen über Alltagssituationen lullen einen ein und vereinnahmen. Man taucht ab in eine Welt, die man zu kennen glaubt wie die eigene Hosentasche und möchte nicht mehr auftauchen.
„Herr Lehmann“ schildert das Leben des 29-jährigen Frank Lehmann in Berlin, wo er als Kellner arbeitet.
„Neue Vahr Süd“ führt zurück in die Vergangenheit, als Frank Lehmann es verschläft, den Militärdienst zu verweigern und aus Bequemlichkeit beim Bund landet.
„Der kleine Bruder“ schliesst nahtlos an den Vorgänger an und bringt Lehmann nach Berlin.
„Magical Mystery“ begleitet Frank Lehmanns Freund, Karl Schmidt, aus dessen Entziehungskur auf eine irre Tour quer durch Deutschlands Rave-Partys.
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