Ich sitze im Garten, im schönsten Büro der Welt, und tippe diese Zeilen auf einem uralt Netbook, mit einem eben frisch aufgesetzten, wunderbaren Linux Mint 17 und einem Schreibprogramm, das ich eben neu entdeckt habe:
Ein angenehmes Grau füllt den ganzen Bildschirm. Sonst ist da nichts ausser Text. Weg mit dem Schnickschnack, Platz frei für die Gedanken und die Arbeit an der Sprache. Dabei entsteht dieses urtümliche Gefühl, an einer Schreibmaschine zu sitzen, einer alten Hermes vermutlich, rechts neben mir ein Stapel weisser A4-Blätter, links ein Stapel schon beschriebener Seiten, schräg vor mir ein randvoller Aschenbecher, in dem schon wieder eine Kippe qualmt.
Natürlich rauche ich nicht mehr, schon lange nicht, aber es ist so schön in dieser Schreibnostalgie zu schwelgen. So schön, dass ich in FocusWriter sogar die Funktion „Tippgeräusche“ aktiviert habe. Einfach genial, wie der virtuelle Schlitten der Schreibmaschine mit einem „Brrrchchk“ zur Seite fährt.
Es gibt Schreibsoftware, speziell für Autorinnen und Autoren programmiert, mit einem unglaublichen Funktionsumfang. FocusWriter, und ein paar weitere Programme, schlagen den umgekehrten Weg ein: zurück zum Minimum, zur Magie des leeren Blatts.
Ich werde die nächste Überarbeitungsphase meines Romans also mit diesem Programm machen - in der Hoffnung, dass dies keine Formatierungsprobleme verursachen wird. Doch ich bin zuversichtlich, schliesslich speichert FocusWriter unter anderem als OpenOffice Dokument.
Das Einzige, was mich nun noch vom Schreiben ablenken kann, ist dieser elende Gestank, den ich schon die ganze Zeit in der Nase habe. Eben habe ich den dazugehörigen Haufen Katzen-Scheisse entdeckt. Wenn man „Katzen-Scheiss“ umdreht wird‘s ein Fluchwort mit dem man sich in Nullkommagarnichts ein paar Millionen Feinde schaffen kann. Nichts in unserem Land ist heiliger als die Katzenliebe. Da geht gar nichts drüber. Katzen! Das Sinnbild fürs Auslagern von Problemen: Das liebe Büsi für den Eingenbedarf, der alles markierende, jagende, Stinkhaufen hinterlassende Tiger für die Öffentlichkeit. Ich könnte mir ja selber eine Katze anschaffen, dann wäre Ruhe. Schlagendes Argument!
Was hat das nun alles mit meinem neuen Schreibprogramm zu tun? Auf den ersten Blick schaut es so aus, als ob ich mir einfach ein paar neue Feinde schaffen möchte. Auf den zweiten?
Es beweist, dass es funktioniert. Ich, das leere Blatt, meine Gedanken, meine Assoziationen, mein Text.
Auch wenn der Auslöser nur Katzen-Scheisse ist - die übrigens auch nach dem widerwilligen Entsorgen immer noch wolkenweise Moleküle von den verklebten Grashalmen in die Luft abgibt.