Fleisch oder Fisch oder Vogel? – Gedanken zum Karfreitag

Die Pferde-Lasagne-Witze waren ja lange Zeit kaum zu umgehen.

 

Letzthin wurden Sägespäne in der Lasagne gefunden – Schaukelpferd!

 

Worum aber ging es eigentlich beim Pferde-Lasagne-Skandal? Es ging darum, das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten wiederherzustellen. Ich meine, das liegt doch auf der Hand, oder? Man findet Pferdefleisch, wo keines sein soll. Es gibt einen Skandal. Also: in Zukunft ist da kein Pferdefleisch mehr drin. Also: die Kontrollen funktionieren. Also: vertraut den Packungsdeklarationen!

Wo ist der nächste Skandal? Ah ja, der Papst musste zurücktreten, weil er das Speckbesteck in Spiez zu spät bestellt hat. Und so weiter und so fort …

 

Ich oute mich nun mal als Allesesser. Das liegt nicht ganz im Trend, macht aber die Menügestaltung einiges einfacher. Ausserdem ist der Glücksfaktor beim Essen praktisch 100%. Versauen kann’s eigentlich nur der Koch oder die Köchin, was auch sehr selten vorkommt, da ich meistens zu Hause esse und im Bekanntenkreis keine Promi-Essen-Desaster zu erwarten sind.

 

Sardellen sind für mich ein Muss auf Pizzen, perfekt im Salat und einfach köstlich auf dem Butterbrötchen, aber nicht jedermanns und jederfraus Sache. Das weiss ich. Ausserdem betrachten wir oft argwöhnisch, was aus der Büchse kommt. Gerade wenn so eigenartig faserige Stäbchen hervorstehen wie bei den Anchovis.

 

 

Die Branche hat ja gerade seit dem Pferde-Lasagne-Skandal ein Glaubwürdigkeitsproblem. Was die Konsumenten nicht selber aufgezogen und erlegt haben, könnte schliesslich irgendetwas sein. Du kaufst ein Schweinefilet – Opossum. Du kaufst einen Rindsbraten – Grindwal. Du wagst es, Ravioli in der Büchse zu erwerben – nie werde ich die eklige Kassensturz Sendung aus den 70ern vergessen!

 

Auswege aus dem Imageproblem scheinen Allergiewarnungen zu sein. Nun wird also nicht mehr deklariert, was drin ist. Das ist unglaubwürdig. Jetzt wird gewarnt vor dem Inhalt. Damit ist man immer auf der sicheren Seite.

 

Zurück zu meinen Sardellen: Das sind Fische. Soviel steht fest. Angenommen ich wäre nun allergisch gegen Fisch, hätte aber aus dem jüngsten Pferde-Lasagne-Skandal Hoffnung geschöpft, ich könnte fortan Fisch essen, weil eigentlich gar kein Fisch drin ist im Fisch sondern zum Beispiel Tofu, Rindsfilet vom Biohof um die Ecke oder gar Pferd. Das wäre zwar idiotisch aber zumindest nicht ganz ausgeschlossen und würde mir die ungeahnte Möglichkeit eröffnen, doch noch einmal Fisch zu essen. Genau für solche (hoffnungslose) Fälle wie mich wurde diese Sardellenpackung hergestellt.

 

 

Es steht nicht einmal das unverbindliche „Kann Spuren von Fisch enthalten“. Nein, keine Illusionen. Vogel friss oder stirb!

 

 

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.