Eben komme ich von der Eigenproduktion des Alten Kinos Mels zurück: Einer flog über das Kuckucksnest. Wer kennt ihn nicht, den Film? Ein Meisterwerk, das mich immer wieder von Neuem umhaut.
Umgehauen hat mich nun auch die Inszenierung von Romy Forlin, die zusammen mit Laiendarstellern zeigt, dass Provinztheater Grösse hat.
Beim Stichwort denke ich an den Häuptling, den Riesen, der sich winzig fühlt und an McMurphy natürlich, der wie der Vater des Häuptlings klein gemacht wird. Das Stück zeigt die ganze Widerlichkeit des Spiessertums, ohne wirklich politisch zu werden. Es ist unbequem, denn es geht um die eigene Schere im Kopf, die Selbstzensur aber auch um das Niedermachen der Freigeister – letztlich um die Frage, was oder wer denn eigentlich irre ist. Der Schluss lässt mich immer etwas fassungslos zurück. Auf dem Hintergrund von McMurphy’s Zerstörung, die nur eine leere Körperhülle zurücklässt, richtet sich der Häuptling endlich zur vollen Grösse auf und findet die Kraft, in die Freiheit zu fliehen.
Was die Schauspielerinnen und Schauspieler zeigen, hat einfach grosse Klasse. Ich bin restlos begeistert. Allein das Bühnenbild ist schon Grund genug, ins Alte Kino zu gehen. Aber da stimmt auch sonst einfach alles, von der Musik übers Licht bis, ich muss es noch einmal sagen, der Leistung aller, die auf und hinter der Bühne agieren.
Den Inhalt des Stücks zum Vorbild, überwindet die Inszenierung alles Kleingeistige. Dabei kommt sie in einzelnen Szenen erstaunlich nahe an die Filmversion, was ich durchaus als Kompliment verstehe. Romy Forlin hat zusammen mit ihrer Truppe etwas geschaffen, das sich auf einem Niveau bewegt, das ich nur bewundern kann.
Schon so manches Fernsehtheater auf SRF habe ich gähnend und kopfschüttelnd wegen dessen Provinzialität weggezappt. Einer flog über das Kuckucksnest des Alten Kinos Mels hätte locker das Potenzial für die Prime-Time am Sonntagabend. Das ist grosses Kino, Leute!
Es gibt noch fünf Vorstellungen. Wer sich das irgendwie einrichten kann, sollte mindestens eine davon sehen.
