Am 22. Februar 1943, also vor 70 Jahren, wurden die Geschwister Hans und Sophie Scholl, sowie Christoph Probst vom Naziregime umgebracht. Später wurden drei weitere Mitglieder der „Weissen Rose“ hingerichtet.
Ihr „Verbrechen“, aus damaliger Sicht: Flugblätter verteilen. In der Nazisprache wurde das „Wehrkraftzersetzung“, „Feindbegünstigung“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ genannt. (Quelle: Wikipedia).
Ich sah den Film „Die Weisse Rose“ 1982. Damals war ich 17. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er irgendeinen Jugendlichen kalt lässt. Mich lässt er noch immer nicht kalt.
Die Epoche und die Lebensumstände von Nazi-Deutschland kann ich nicht nachvollziehen. Denn ich lebe in einem Land, das die letzte wirklich ernsthafte militärische Auseinandersetzung 1918 hatte, als beim Landesstreik auf die eigene Bevölkerung geschossen wurde. Es gab drei Tote. Gemäss Wikipdia fand die letzte militärische Auseinandersetzung auf Schweizer Boden, der Sonderbundkrieg, 1847 statt.
In acht Jahren werden wir den selben zeitlichen Abstand zwischen der Ereignisse von 1943 und dem Film „Die Weisse Rose“ haben wie zwischen dem Film und der (zukünftigen) Gegenwart (2021).
Dies führt mich zum Stichwort: Halbwertszeit von Erinnerung.
Sorgen wir dafür, dass künftige Generationen von den Umständen erfahren, die zum Tod der Mitglieder der „Weissen Rose“ und Millionen von Menschen geführt haben!
Tun wir aber nicht so, als ob wir das 70-Jahrjubiläum der Freiheit feiern würden!
Es hat noch nie mehr Leute gegeben die in Unfreiheit leben. Natürlich kann man das zynischerweise mit der Bevölkerungsexplosion erklären. Allerdings werden täglich Leute für Ihre Zivilcourage umgebracht, eingeschüchtert und gebrochen. Noch viel mehr gehen zu Grunde, ohne den eigentlichen Grund dafür je verstanden zu haben.
Die „Weisse Rose“ ist ein Symbol der Hoffnung.
Gegen das Vergessen und die Ignoranz gibt es nicht viele Mittel. Aber wir können uns zwingen uns zu erinnern, als gesellschaftliches Gewissen sozusagen. Und wir können versuchen, den nächsten Generationen eine intakte Erinnerung an die menschenverachtende Vergangenheit der jüngeren Menschheitsgeschichte zu vermachen, um ihnen und uns selber zu helfen, die unsäglichen Zustände in weiten Teilen unseres Planeten als Verbrechen an der Menschheit zu erkennen.
Hans und Sophie Scholl mit Christoph Probst
Photographie
München, 24. Juli 1942
© George J. Wittenstein, Santa Barbara
Photograph: George J. Wittenstein
F 52/1073