Die Venezianischen Perlen

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Karin Bachmann schrieb „Die Venezianischen Perlen“ zuerst in Englisch. „Schauen wir mal, wie eine Schweizer Autorin mit der Englischen Sprache klarkommt“, sagte ich mir und war vollkommen baff. Ihr Englisch klingt so flüssig und natürlich, als ob sie ein Leben lang nichts anderes als Kinderkrimis für das englischsprachige Publikum geschrieben hätte.

Eindrücke

Nun also die deutschsprachige Version – Karin Bachmann hat ihr eigenes Buch in ihre Muttersprache übersetzt (sofern man Hochdeutsch für eine Schweizerin als Muttersprache bezeichnen kann). Sie findet auch hier eine Sprache, die flutscht, gleichzeitig auch die jungen Leserinnen und Leser herausfordert. Es gibt viele Englische Namen, Ortsbezeichnungen und auch Begriffe, wie zum Beispiel „Skipper“, die allerdings die Geschichte noch authentischer machen. Darüber hinaus ist der Wortschatz differenziert und anspruchsvoll. Karin Bachmann, so scheint es mir, liebt die Details, sowohl im Plot, dem Setting als eben auch in der Sprache und strebt nach Gehalt und Niveau – was ihr sehr gelingt.

„Die Venezianischen Perlen“ – ich nenne sie fortan „die Perlen“ – ist ein Krimi für 10 bis 13 Jährige.

Ich habe es mit grosser Begeisterung gelesen. Aufgewachsen mit den Abenteuerbücher von Enid Blyton – „die Schwarze 7“, „Abenteuer um …“, usw. erinnert mich Karin Bachmanns Geschichte stark an jene Autorin, ohne das 50er-Jahre Ambiente natürlich.

Ich sag’s mal so: Karin Bachmanns „Perlen“ ist so was wie „Fünf Freunde“ zu dritt, in einem zeitgenössischen Setting auf einer der Scilly Inseln, mit Blytons Sinn für Spannung und (Schmuggler-)Abenteuer. Es gibt sogar ein „Bootleg“ – ganz im ursprünglichen Sinn des Wortes.

Die Geschichte

Daniel, einer der drei Kinder, die hinter den Dieben der Luardi-Perlen her sind, trägt nach einem Autounfall eine Beinprothese. Ich mag diesen zweiten Ansatz der Geschichte: das körperlich behinderte Kind in einer schwierigen Beziehung mit der überbehütenden, überängstlichen, Schuldgefühle kompensierenden Mutter. Die anderen beiden Kinder sind Chris und Daniel, Cousine und Cousin, die ihre Ferien bei Grossmutter auf der Insel verbringen – ein Urlaub, der anfänglich stinklangweilig zu werden droht. Wie sehr die beiden sich getäuscht haben!

Es ist eigentlich von Anfang an klar, wer die Perlen gestohlen hat. Unklar ist, ob man es den Räubern beweisen kann und wo die Perlen überhaupt sind. Wie haben die Nuzzulos – das Verbrecherpaar – die Perlen überhaupt durch den Detektor am Helilandeplatz bekommen? Ein Versicherungs-Detektiv, der steife Major, ist in die Sache involviert und ist ebenfalls hinter den Perlen her. Die Suche nach den Perlen macht aus dem Buch einen echten „Page-Turner“.

Fazit

Ich habe „die Perlen“ mit Kindern einer 6. Klasse gelesen. Sie sind restlos begeistert – so wie ich. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk für jugendliche Leseratten sucht, hier ist es!

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.