Der Lenz ist da! Gemeint ist nicht der Frühling. Der sollte da sein, ziert sich aber noch etwas.
Pedro Lenz liest im Kursaal Bad Ragaz. Der erste Höhepunkt: meine liebe Autorenfreundin Alice Gabathuler plus Herr Gemahl haben die selbe Idee wie wir – also Frau Gemahlin und ich.
Die Lesung, Performance mehr, ist einfach genial. Pedro Lenz steht vor dem Mikro, das Buch in der Linken, die Rechte, Ring bestückt, taktet den Rhythmus zur Sprache. Und genau die hat es in sich. Sein Oberaargauer-Dialekt (Kanton Bern) „fägt“, trifft und rollt so wunderbar melodiös durch seine Geschichten. Die haben es auch in sich und holen mich erstaunlich oft in meine Jugend zurück. Kein Wunder, wir sind gleich alt, haben die selben Songs gehört, die selben Werbespots gesehen, die selben Kriege in den Nachrichten verfolgt, waren zu selben Zeit jung verliebt, usw… haben also einen ähnlichen Erfahrungsschatz von der ersten Mondlandung bis hin zum Sektkrieg auf der Krim.
Zu einem Song hat Pedro Lenz eine Geschichte verfasst – „In Zaire“. Unbescheiden wie ich nun mal bin, habe ich diesen Song, das ganze Land „Zaire“, das heute Kongo heisst, immer mit meinem Namen in Verbindung gebracht. Ich stand damals Sonntag für Sonntag in der Jugenddisco und wartete auf diesen Song, der einfach einfährt. Heute an der Lesung erfahre ich, dass es im Song um den legendären Boxkampf Foremann – Ali geht, „the rumble in the jungle“. Das habe ich irgendwie gar nicht mitbekommen. In Pedro Lenz‘ Geschichte geht es dann aber doch um ganz andere Sachen, vor allem darum, wie eine Eisbahn riecht und was alles damit zusammenhängt.
Wie Pedro Lenz Stimmungen kreiert, Alltägliches spannend macht, ist grosse Klasse. Ich habe jede Minute total genossen.
Bild Pedro Lenz: By Philipp Zinniker (via OTRS) [Public domain], via Wikimedia Commons