Der Dunkle Turm

Stephen King – Der Dunkle Turm Zyklus

Ein Autor schreibt einen Zyklus mit 8 Bänden, im Umfang von 4250 Seiten über einen Zeitraum von 30 Jahren. Das ist einerseits eine unglaubliche Leistung (zumal der Autor bislang 54 Romane veröffentlicht hat), zeugt andererseits vermutlich auch von Besessenheit. Es ist Stephen Kings wichtigstes Werk, das ihn umgetrieben hat und vermutlich noch immer umtreibt. (2012 lieferte King im Nachhinein einen weiteren Band zu den ursprünglichen sieben Bänden ab.) Viele Figuren aus dem Zyklus finden sich in anderen Werken.  King hat ein Universum aus Parallelwelten geschaffen, im Zentrum der Dunkle Turm, den es zu finden, zu retten gilt.

Das Werk ist so umfangreich, dass ich gar nicht erst den Versuch mache, den Plot zusammenzufassen. Das haben andere längst gemacht. Eine kleine Internet-Recherche wird schnell Resultate liefern, siehe auch ganz unten.

Ich werde seit nunmehr 30 Jahren von Roland Deschain auf seiner Suche nach dem Dunklen Turm zusammen mit seinen Schicksalsgefährten, ka-tet, von Buch zu Buch, von Schauplatz zu Schauplatz mitgerissen (ich kann es nicht anders sagen) und tue mich schwer, Vergleiche anzustellen. Es ist so etwas wie „Lord of the Rings“ im Wilden Westen aber zeitgemässer und noch mehr mit unserer Welt und deren möglichen Parallelwelten verstrickt. Es ist ein ganzes Universum an Geschichten, komplex und dennoch mitreissend. Man ist versucht, mit den Büchern unsere Existenz zu erklären.

In den letzten Monaten habe ich die komplette Reihe zum zweiten Mal durchgelesen – diesmal in der Originalsprache. Es ist eine wirklich aussergewöhnlich intensive Leseerfahrung, die mich wie kein anderes Werk bis in die Träume hinein begleitet und die Grenzen der Welten transparent werden lässt – ganz wie in den acht Büchern.

Dabei merke ich, wie mich dieses Werk geprägt hat und noch prägt. Insbesondere als Autor. Denn das ist es letztlich, worum es in dieser phantastischen Reihe geht, um die Welt des Autors Stephen King, den seine eigenen Figuren im Roman in der kritischsten Phase besuchen und somit die Grenzen des Realen vollkommen sprengen. Kings liebens- und hassenswerte Figuren suchen den Autor an seinem Wohnort auf, um ihn daran zu erinnern, doch mal endlich seine Aufgabe zu erfüllen, indem er weiterschreibt. Bei dieser Gelegenheit retten sie ihm sogar das Leben. King revanchiert sich, soweit es das Schicksal (ka) zulässt.

Ist der Autor Gott? Ich habe den Eindruck, Stephen King hat sich genau diese Frage gestellt. So, wie ich ihn verstehe, verneint er sie. Der Autor ist so etwas wie der Katalysator oder das Medium durch den die Figuren zum Leben erweckt werden oder aber sterben. Die Geschichte zu erzählen ist, im Fall von King, nicht eine Frage des Wollens sondern des Müssens. Der Autor als Grenzwanderer.

Ich bin traurig, dass ich die Serie „The Dark Tower“ nun aus den Händen legen muss. Ich persönlich finde dieses Werk absolut „outstanding“, auch von den restlichen King Büchern, die ich längst nicht alle gelesen habe.

Es soll eine Verfilmung geplant sein. Da mache ich dann mal von vornherein ein ganz grosses Fragezeichen. Ob die Komplexität der acht Bände ansatzweise erreicht werden kann? Die Verlockung ist gross, ein Action-Abenteuer à la „Lord of the Rings“  zu kreieren. Nun, wenn sich die Filmleute 30 Jahre Zeit lassen, dann kann was draus werden.

 

Hier der Link zu Wikipedia, von wo aus man sich durch ein Universum an Links hangeln kann: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Dark_Tower_(series)

 

 

 

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.