Nun hat es mich also auch erwischt. Das heisst, die haben mich erwischt. Nicht beim Stehlen oder einer anderen Straftat. Nein. Auf dem falschen Fuss, haben die mich erwischt.
Ich habe bei der Migros ein wunderbares, saftiges Stück Rindsfilet gekauft; 1 Kilo 200 und noch ein bisschen drüber. Wir erwarten Gäste. Die Gemüsebeilage gart im Steamer, der Kartoffelgratin ist im Ofen bei 180 Grad. Nun fehlt also noch das Chateaubriand. Und die Gäste. Doch die werden bald da sein.
Also nehme ich das Fleisch aus dem Kühlschrank, wunderbar mariniert, und lege es auf einen Teller. Dann schnell die Bratpfanne auf die Herdplatte. Aber die Pfanne – von der letzten Coop Trophy – hat einen Deckel. Und dieser Deckel lässt sich partout nicht von der Pfanne lösen. Keine Chance, das Ding abzubekommen, selbst mit roher Gewalt nicht.
Also wähle ich die Hotline von Coop und will wissen, was da los ist.
Ja, ob ich denn ernsthaft versuche, in der Migros gekauftes Fleisch in einer Coop Pfanne zu braten, will der nette Herr im Callcenter wissen.
Beschämt gebe ich mein Vorhaben zu.
Ob ich denn keine Migros Pfanne hätte, fragt er weiter.
„Leider nein.“
„Schade.“ Wenn ich das Fleisch wenigstens im Denner gekauft hätte, meint der Mann weiter, hätte ich die Sache locker mit meiner Coop Superkarte lösen können. Einmal kurz an den Deckel der Pfanne halten, einen kurzen Moment warten, während die Pfanne überprüft, woher das Fleisch stammt und dann – Sesam öffne dich!
Resigniert hänge ich auf. Unsere Gäste werden nächstens eintreffen. Da fällt mein verzweifelter Blick auf ein Netz Orangen, das ich im Coop gekauft habe. Ich stelle das Filet so weit weg von der Pfanne, wie ich nur kann. Reisse das Netz von den Orangen, fummle zittrig meine Coop Superkarte aus meinem Portemonnaie und halte sie an den Pfannendeckel.
Als ob die Pfanne darauf hereinfallen würde, dass ich Orangen braten möchte! Aber tatsächlich: es funktioniert.
Der Deckel segelt wie ein Frisbee durchs Fenster in den Garten und dann Fenster zu und braten. Als der Besuch eintrifft, bin ich fix und fertig. Aber das Chateaubriand auch! A Point!
Im Ernst jetzt:
Ich habe da so einen Kindle. Tolles Gerät! Liest sich einfach fantastisch damit. Testsieger!
Aber ich will ja nicht von einer einzigen Firma abhängig sein. Also habe ich mir schon lange Calibre installiert. Ein fantastisches OpenSource Programm zur Verwaltung und Konvertierung von E-Books. Damit kann ich zum Beispiel ein ePub in ein Kindle taugliches Format umwandeln, zum Beispiel in .mobi.
Habe ich gedacht.
Doch dann das Erwachen, als ich ein wunderbares Buch – The Peculiar – von einem Schweizer Anbieter kaufe (um den einheimischen Handel zu unterstützen und ein verschwindend kleines Zeichen zu setzen gegen den Riesen, der gerade noch in den Schlagzeilen war wegen seinem Umgang mit Leiharbeitskräften).
Also registriert, bezahlt und dann in glücklicher Vorfreude auf den Download-Button gedrückt. FLUTSCH! Das geht so schnell, dass mich zum ersten Mal eine böse Vorahnung beschleicht.
Da habe ich mir kein E-Book gekauft, sondern eine .acsm Datei. Ich erfahre, dass ich mir zuerst bei Adobe eine ID zulegen muss, dass Programm Adobe Digital Editions benötige, dann auf der Downloadseite des E-Book Anbieters das Buch nochmal damit öffnen soll und erst dann würde ich in der Lage sein, dass eigentliche Buch zu downloaden.
Das zu bewerkstelligen hat mich auf meinem Linux System eine gute Stunde Arbeit gekostet. Denn ich musste erst herausfinden, wie ich dieses Programm – das nur für Windows und Mac konzipiert ist (wen wundert’s?) – mit WINE zum Laufen bekomme.
Nun hatte ich also zumindest auf meinem Computer eine perfekt lesbare Version von The Peculiar. Aber wie bekomme ich das Buch nun auf meinen Kindle?
Das Gerät wird nämlich nicht unterstützt von Adobe Digital Editions. Das ist die Konkurrenz. Das ist der BöFei, der seine eigenen Bücher noch viel besser schützt als alle anderen.
Aber ich habe ja endlich eine ePub Datei meines Buches. Ein Klacks für mein Calibre. Aber dann: DRM! Das heisst nicht „Du rufst Maaaammmmmmiiiiii!“ Das heisst „Digital Rights Management“.
Mit anderen Worten: Der Deckel geht nicht auf!
So, und nun bin ich der Phase, wo ich nach den Orangen oder etwas Ähnlichem suche. Ich war schon kurz davor, aber eben nur kurz, die richtige Frucht zu finden.
Zum Glück stehe ich nicht unter Zeitdruck, da ja kein „Lesebesuch“ ansteht. Wieso schreibe ich die 9.30Fr. nicht einfach ab und lade mir das kundenfreundliche Ebenbild von Amazon direkt auf meinen Kindle?
Weil ich noch nicht kapiert habe, dass einem gekaufte Ware nicht wirklich gehört. Will ich auch nicht kapieren.
Bildquelle: Esther Food Adventure
Das Dessert
Also, ich habe die Orangen dann doch noch gefunden und daraus ein wunderbares Parfait Glace gemacht. Aber es gab da einige knifflige Hindernisse. Dieses Rezept hat mir sehr beim Herstellen des Desserts geholfen. Leider hatter der WINE Korken. (War wohl ein Käfer drin .)Also brauchte ich eine andere Flasche des neusten Jahrgangs. Endlich lief alles glatt. Der Schlüssel zum Erfolg war dann das Ablegen desselben in der CALIBRierten KONFitüre. Es braucht noch etwas Würze. Das Ganze zum Schluss noch MOBIlisiet und in einem Schwung in eine Schale gegeben. Obwohl es, wie gesagt, ein Schuss WINE drin hat, kann ich das Dessert gerade auch für KINDLE empfehlen.