Chinesisch

Ich habe ja meine eigene Zeitung – bei paper.li – mit den Schwerpunkten: Schreiben, Open Education, Wissenschaft, Social Media, Kultur, usw. In erster Linie ist die für mich selber gedacht, damit ich das Gezwitscher, Geblogge und weiteres Geschreibe nicht mühsam zusammensuchen muss.

 

Meine Zeitung hat ein Motto. „Freiheit beginnt mit einem Gedanken“.

 

Genau dieses Motto, so scheint es auf den ersten Blick, muss kürzlich der chinesischen Polithackerszene schräg eingefahren sein. Als ich, wie gewohnt, meine Zeitung öffne, sehe ich das hier:

 

 

Meine sämtlichen Warnsysteme sprechen an. Panik will aufkommen. Hat jemand mein Twitter Konto gekapert, meinen PC zum Zombie gemacht, sich meine Identität unter den Nagel gerissen?

 

Und dann der Titel, „Limpid Paper“ (durchsichtiges Papier), was will man mir damit sagen? Dass sich meine Zeitung in Nichts auflösen wird? Dass man mich durchschaut, ausfindig gemacht und ins Visier genommen hat?

 

Vielleicht hätte ich in meinem Profil nicht schreiben sollen:

Tom Zai heisst eigentlich Thomas Zai. Der Klang seines Namens liesse vermuten, er sei Chinese. Tatsächlich gibt es bestimmt mehr Tom Zais in China als in der Schweiz.“

 

Die Mathematik spricht deutlich gegen mich. Ich weiss von mindestens einem Namensvetter in der Schweiz. Nehmen mir mal an, es gibt in China verhältnismässig gleich viele Tom Zais, dann müssten da mindestens 260 Leute mit gleichem Namen leben. Die Chancen, dass einem davon der Titel meiner Seite missfallen haben könnte, sind also recht gross.

 

Aber der Twitter-Nutzer, den ich mit „Limpid Paper“ in Verbindung bringen kann, heisst

三品湊@東の国の眠れない連休.

 

Tom Zai? Männlich oder weiblich? Google Übersetzer sagt:

Die Mishina Minato @ East の 国 の Schlaf, れ な い sogar Hugh“.

 

Wenn ich das nun interpretiere, kommt folgendes dabei heraus:

Mishina Minato hat im East End von London mit ganz vielen Männer geschlafen und sogar mit Hugh (Grant?).

 

Das hat natürlich Skandal-Potenzial.

 

Abgesehen davon klingt Mishina Minato verdammt nach Japan. Mist! Ich weiss nicht mal mit Sicherheit, dass die Zeichen Chinesisch sind.

 

Bevor ich an die Presse gehe, wegen Hugh …, schreibe ich dann doch zur Sicherheit den Leuten von paper.li. Die geben prompt Antwort. Das Ganze stellt sich als kleiner Datenbank-Zwischenfall heraus, der bald behoben ist.

 

Was lerne ich daraus?

 

Ich habe mich mal wieder viel zu wichtig genommen!

 

Tom Zai Verfasst von:

Tom Zai ist Autor, Verleger, Lehrer, Moderator, Musiker und noch vieles mehr.