Über Auffahrt fahren viele ins Tessin oder noch weiter in den Süden. Das gibt jeweils ein rechtes Gedränge vor dem Gotthard und auch dem Zollübergang in Chiasso.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, dass es womöglich auch im Himmel ein Gedränge gibt an Auffahrt? Womöglich wollen alle genau an diesem Tag endlich nach oben reisen, die letzte Auffahrt nehmen von der Autobahn des Lebens, sozusagen.
Natürlich klingt das Ketzerisch und längst nicht alle werden das lustig finden. Aber ich muss zurückdenken an die Zeit, als wir Kinder waren. Wir stellten uns den Petrus vor mit weissem Gewand und einem riesigen, goldenen Schlüssel in der Hand. Er stand jeweils vor einer Türe, irgendwo auf einer Wolke – und davor ein einzelnes altes Weiblein („Es wollt ein steinalt Jümpferlein wohl in den Himmel ein …“) oder sonst wer, z.B. der Schacher Seppeli.
Haben Sie sich je die Himmelstüre mit Gedränge vorgestellt? Schlangestehen am Himmelstor zwischen schwarzen Absperrbändern und mit Hinweistafeln wie „noch 2 Wochen und 7 Stunden“?
Aber wie viele sind es nun tatsächlich, die am selben Tag ihre letzte Reise nach „oben“ antreten?
Gemäss worldometers sind dieses Jahr bereits 21’600’000 Menschen gestorben. Das macht pro Tag rund 155’400. Doch längst nicht alle müssen bei Petrus anstehen. Das gilt gerade an Auffahrt wohl in erster Linie für die Katholiken.
Mal angenommen, dass der Anteil der Katholiken bei den Verstorbenen gleichgross ist wie bei den Lebenden, versammeln sich also zum Beispiel an Auffahrt in etwa 26’500 Katholiken vor der Himmelstüre. Das sind dann 18,5 Katholiken pro Minute. Petrus bleiben also etwa 3 Sekunden pro Person, um zu entscheiden, wo’s lang geht. Wenn dann schwierige Fälle, wie das oben erwähnte „steinalt Jümpferlein“, zu entscheiden sind, wird es zwangsläufig zu Verzögerungen und längeren Staus kommen.
Doch gerade an Auffahrt sind sich die Leute ohnehin an Staus gewohnt. Am Donnerstag stauten sich die Autos vor dem Gotthard in Richtung Süden auf 9 Kilometern Länge. Am Sonntag wird die selbe Länge wohl in die andere Richtung erreicht werden.
Wie viele Katholiken insgesamt in ihren Autos festsitzen, entzieht sich meiner Kenntnis. Immerhin sollten sie froh sein, dass es nachher wieder weitergeht – mit dem Leben, meine ich.