Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?
Meine Tochter ist überzeugt, das Fangen-Spiel „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“ beziehe sich auf den Kaminfeger. Da haben Erziehende ganze Arbeit geleistet, das Spiel aus der Rassismusdiskussion zu nehmen. Ausgerechnet Kaminfeger – ein Glückssymbol! Da hätten sich doch alle absichtlich fangen lassen!
Ich selber habe das Spiel sowohl als Kind gespielt, als auch als Lehrer spielen lassen. Ich geb’s zu. Ab und an war ich versucht, aus dem schwarzen Mann eine schwarze Frau zu machen oder wenigstens einen bösen Mann, habe aber mangels … (ja was eigentlich?) nie vom Original abgelassen. Irgendwann habe ich aufgehört, das Spiel zu lancieren.
Leider bin ich in all der Zeit nie darauf gekommen, das Spiel so abzuändern: „Wer hat Angst vor Mir?“ Das würde auch fünf Jahrzehnte nach „Wo die Wilden Kerle wohnen“ funktionieren. Max im Wolfskostüm – was für ein Knüller!
Unsere Diskussion rund um Schwarze, Rassismus und die Harmlosigkeit von Fangen-Spielen brachte meine Frau zu einer Bemerkung, die mir eingefahren ist:
Heute kannst du bei diesem „Spiel“ den Schwarzen einfach über den Haufen schiessen, ohne dafür bestraft zu werden.
Leider hat sie recht. Einen schwarzen Jugendlichen über den Haufen schiessen, obwohl er einzig durch seine Existenz aufgefallen ist, wird als Notwehr bezeichnet (siehe Wikipedia oder Spiegel).
Da muss Angst im Spiel gewesen sein.
Rassisten werden damit argumentieren, dass sie berechtigt sei, die Angst vor dem Schwarzen, dem Anderen, dem …
Ein, zwei Blicke in die Geschichtsbücher zeigen, dass man hauptsächlich vor einer Spezies Angst haben muss: vor Rassisten – unabhängig ihrer Herkunft und ihres Geschlechts.
Was würde wohl geschehen, wenn an unseren Schulen das Spiel „Wer hat Angst vorm Nazi-Schwein?“ gespielt würde? Das würde ziemliche Wellen werfen, nehme ich an. Aber auch hier könnten Erziehende lenkend eingreifen. Ich meine, ein Nazi-Schwein könnte man den Kleinen durchaus als Untergattung des Hängebauchschweins verkaufen – eines schwarzen, versteht sich!
Nachtrag:
Diese Tage ist "#no_way_out" von Alice Gabathuler erschienen. Sie greift genau dieses Thema auf.
Zitat, Alice Gabathuler: "Mein Buch beschäftigt sich mit der Frage, ob wir auch in der Schweiz bereit wären, das stand-your-ground-Gesetz einzuführen und wenn ja, unter welchen Umständen."
Mehr dazu auf ihrer Website.
Trayvon Martin, 17-jährig, tot