Der Advent ist der gesündeste Monat des Jahres. Dabei ist er noch nicht mal ein Monat. Ich erkläre, warum er dennoch so gesund ist:
Advent, Advent, der Erbsenzähler pennt
Der Advent ist eine gaaaaaaanz schlechte Zeit für Erbsenzähler, Spassbremsen, Kleinkrämerinnen, Diätapparatschiks und die gesamte Gesundheitsindustrie. Die Leute karren kiloweise Butter, Fleisch, Schokolade und weitere genussverdächtige Produkte heim (die möglicherweise Spuren von Fett enthalten), foutieren sich dabei um jedwelche angeblichen Gesundheitsregeln und fangen an zu kochen und zu backen und vor allem zu essen wie zu Urgrossmutters Zeiten, als Kalorien noch als Energielieferanten und nicht als Bedrohung betrachtet wurden. Dabei schnellen zwangsläufig die Werte von Glückshormonen in die Höhe und versetzen die Leute in einen euphorischen Zustand – vor allem auch, wenn diese beim Einkauf ein Schnäppchen gemacht haben.
Wem das nicht reicht: Beinahe der gesamte Getränkehandel bietet Rabatte auf Wein, Bier und Spirituosen. Als logische Folge des Einkaufsverhaltens fällt wie von selbst mit steigender Glückseligkeit der Konsumentinnen und Konsumenten deren Blutdruck und ganz allgemein das Risiko, medizinische Hilfe zu benötigen.
Glückselige Zeit
Glückseligkeit ist tatsächlich der entscheidende Punkt. Wer ohne schlechtes Gewissen Freude und Glück am Genuss empfindet, lebt vielleicht nicht länger als Leute, deren Leben durch Anzahl Schritte pro Tag und Kalorienbilanzen definiert wird. Ein langes Leben allein ist jedoch kein Indiz für Erfüllung. Was immer man oder frau sich unter Erfüllung vorstellt, hat wohl mit Zufriedenheit und Glück zu tun – Dinge, die wir uns zu Weihnachten mehr denn je wünschen.
Vergällen
Jemandem etwas vergällen hat mit einem Organ zu tun, das empfindlich auf Stimmungen reagiert: der Galle, die Bitterstoffe ausschüttet.
Vergällen bedeutet: etwas ungeniessbar machen – dem Bären die Lust an der Abfalltonne, dem Wolf die Nähe zum Rotkäppchen (das nach neusten Erkenntnissen vermutlich in Vättis SG wohnt und vom Calanda Wolf sogar auf dem Schulweg bedroht wird), dem Menschen und dem Tier gleichermassen den Konsum von Substanzen, die ihm nicht bekommen (z.B. Brennsprit).
Ein anderes Wort für vergällen ist: jmd. etwas madig machen. Dieser Begriff wiederum erschliesst sich der geneigten Leserin, dem geneigten Leser (vor allem wenn er oder sie sich beim Lesen nach vorne beugt) von selbst.
Die Berufsvergäller, das ist so gewiss wie das Amen in der Kirche, stehen natürlich bereits Gewehr bei Fuss und rüsten auf. Ihre Zeit wird ab Januar gnadenlos anbrechen.
Advenire
Ich als alter Lateiner (Lateiner sind immer alt – das müssen Sie sich merken! Schon bei der Einschulung) weiss natürlich, was dieses Verb bedeutet.
Fühlen Sie sich schon schlecht, weil Sie es nicht wissen?
Oder fühlen Sie sich überlegen, gerade, weil Sie es doch wissen?
Um auch noch die moralische Keule zu schwingen: im Advent könnte man oder frau sich fragen, wohin man gehen möchte, um an einem bestimmten Ziel anzukommen. Mein Ziel ist es nun nicht unbedingt, in einem Bett mit Gitterstäben zu enden – wo wir alle, Jesus sei Dank, unser Leben begonnen haben – um den Spruch „Werdet wie die Kinder …“ wörtlich umzusetzen.
Wie auch immer es herauskommen wird, weiss ich nicht. Den Weg dahin finde ich entscheidend. Vom Lebensgefühl und der Lebensart her passt es für mich eindeutig so, wie sich der Advent gerade anfühlt: Frei von Erbsenzählerinnen und Vergällern, die bereits nägelkauend (der Körper weiss sich selber zu helfen, haha) in den Startlöchern stehen, um dann die restlichen 11 Monate jedem und jeder die Suppe zu versalzen.
Das war ein Scherz!
Salz ist gar nicht ungesund. Das haben die Menschen im Laufe ihrer Entwicklung endlich herausgefunden.
Und, ehrlich gesagt, ob besagte Erbsenzählerinnen und Vergäller tatsächlich Nägel kauen, entzieht sich meiner Kenntnis.